(das Bild ist in Rajasthan im Februar 2007 entstanden) Tunis, 17. April 2015 Dies ist mein erster blog! Seht mir also viele Fehler und Unzulänglichkeiten nach. Lange habe ich gezögert, sowas zu machen, aber schließlich fand ich es doch die bessere Idee als Euch über Verteilerliste per email zu informieren (wir bekommen alle schon genug Schrottmails!). Grund des blogs ist meine geplante (und im Detail vielfach umgeplante) Motorradtour vom 23.4. bis zum 28.5.2015, die mich von Frankfurt über Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Ukraine (Odessa), das Schwarze Meer, Georgien, Türkei, Bulgarien, Mazedonien, Kosovo, Albanien, Italien (Civitavecchia) bis nach Tunis führen soll. Dort ist sie aber noch nicht zu Ende, sondern geht am 16.6. weiter mit der Fähre nach Genua und dann zu meinem traditionellen Rennradurlaub in die Cevennen (wie kommt das Rennrad in die Cevennen? – Dank Bernd. Er nimmt es freundlicherweise mit). Zurück mit dem Motorrad in Frankfurt werde ich wohl am 1.7.2015 sein. Inch Allah! Die folgenden beiden links führen zum voraussichtlichen Routenverlauf: mototour2015 (Übersichtskarte) biketour2015 (2 Tabellen) Ich habe mich für eine „slow tour“ entschieden. Mit einem langsamen, aber sehr nachhaltigen bike: Eine Dieselmaschine mit nur 11 PS aus der Motorradmanufaktur Sommer in Eppstein im Taunus: Keine Angst, sie wird auch noch beladen. Dafür habe ich eine vorläufige Packliste erstellt (siehe Checkliste Motorrad). Die meiste Arbeit hat natürlich die Routenplanung gemacht. 11 Landkarten galt es zu studieren. 1000 Wege führen nach Odessa und ebensoviele von Batumi in Georgien nach Tunis. Die ursprünglich geplante Umrundung des Schwarzen Meeres habe ich wegen der Krimannexion aufgegeben. Und um das östliche Mittelmeer nach Tunesien zu fahren erledigt sich wegen Syrien und Libyen sowieso, also über Italien und Fähre von Dürres (Albanien) nach Bari und ab Civitavecchia nach Tunis. Soweit der Plan! Flexibilität ist notwendig. Schlechtes Wetter, nicht fahrende Fähren oder zu spätes Ankommen, Schäden am Motorrad, Unfälle 😩 (hoffentlich nicht!) können den Plan ganz schön durcheinander bringen. Ein fixes Datum ist wichtig: Am 14.5. will ich Ingrid in Istanbul treffen und mal für 4 Tage nur die Beine und keine Räder bewegen. Als Unterkünfte sind kleine Hotels und Pensionen vorgesehen. Mit dabei ist auch – Luxus pur: die kleinste Espressomaschine der Welt:
Kann also nichts passieren! Euer Motosherpa Horst PS: Ich beabsichtige, jeden Tag einen kleinen Blogeintrag hinzubekommen (wenn’s nicht klappt lag es am fehlenden Internetzugang)
Frankfurt, 22.April 2015 Es ist 21:00 Uhr und ich bin gerade fertig geworden mit der Packerei, was eine ganz schöne Plackerei war. Aber jetzt ist das bike (bis auf das Handgepäck im Tankrucksack) beladen und voll getankt: Wahrscheinlich zu viel Gepäck. Ob ich damit noch die Berge hochkomme? Morgen geht es los. Um 09:00 Uhr. Mt einer leichten Etappe nach Erfurt, wo ich unsere Tochter Lisa besuche. Die Route ist im Navi eingegeben (Karten sind natürlich auch dabei). Sie führt über Schlüchtern, Gersfeld, Fladungen, Meiningen und Arnstadt (rd. 260 km). Natürlich ist „Autobahnen vermeiden“ angekreuzt. Ziel ist es auf der gesamten Tour keinen km Autobahn zu fahren. Ich rechne mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von max. 50 km/h, eben eine „slow tour“. Die Wetterprognose ist gut. Schön, dass mir der Start im Regen erspart bleibt. In der Hoffnung auf einen guten Schlaf, bis morgen Abend Euer Motosherpa Horst Erfurt, 23. April 2015 Aller Anfang ist schwer! Den Start der ersten Etappe musste ich um 1,5 Stunden verschieben. Vorher brach mein email-system zusammen und ich brauchte fast eine Stunde, um dies gemeinsam mit dem provider wieder hinzubekommen. Dann war der Tankrucksack zu klein und ich musste auf einen größeren umpacken. Mehr Luft musste noch auf’s Hinterrad und dann ging es um 10.30 Uhr wirklich los. Tachostand: 11.111 km!! Das kann ich mir sogar merken. Mein Navisystem (kurvenreiche Strecke war eingestellt) brachte mich über sehr schöne, mir unbekannte Nebenstraßen über den Vogelsberg (trotz vieler Rennradkilometer in dieser Gegend) und in die Rhön bis zur Wasserkuppe, wo ich zuerst mal ein bißchen Wärme auftanken musste. Es war viel kälter als erwartet und ein zusätzliche Schicht an Klamotten wurde notwendig. Es ist halt noch nicht Sommer – schon gar nicht auf den Höhen der Mittelgebirge, wo z.T. gerade erst die ersten zarten Blüten zu sehen waren. Dann ging es in den Thüringer Wald und runter bis Meiningen, von dort über die Bachstadt Arnstadt nach Weimar, wo ich um 17:15 Uhr etwas unterkühlt ankam. Kulinarisch war es bis dahin kein Genuss: Eine sauschlechte Thüringer Bratwurst auf der Wasserkuppe (aber bei herrlicher Sicht) und später ein lauwarmer Kaffee im Thüringer Wald. Lisa half mir, das Motorrad abzurödeln und das Gepäck in ihre Wohnung zu tragen. Ein Spaziergang durchs bekannte Erfurt und anschließendes Essen beim Italiener unter dem Wärmepilz half mir, mich wieder halbwegs auf Normaltemperatur zu bringen. Morgen werde ich nicht mehr frieren! Gute Nacht, bis Morgen (und vielen Dank für die vielen eingegangenen aufmunternden und mit guten Wünschen versehenen emails) Euer Motosherpa Horst
Prag, 24. April 2015 Um kurz nach neun Uhr in Erfurt aufgebrochen (nicht ohne zwei Photos: vor Lisas Wohnung und vor den beiden Domen:
Bin um 17:20 Uhr in Prag angekommen (nach rd. 350 km). Vorausgegangen ist eine wunderschöne Tour durchs Vogtland und durchs Erzgebirge. Das Navi hat mir wieder landschaftlich sehr reizvolle Nebenstrecken ausgesucht. Um 11.00 Uhr die Autobahn „Berlin-München“ unterquert. Nach einer Kaffeepause in Schleiz dann der Schreck. Das Navi sprang nicht mehr an (ist mit Zündung gekoppelt). Nach hektischen Versuchen des manuellen An- und Ausschaltens klappte es schließlich wieder. Kaum über der Grenze bei KM-11567 in Kraslice plötzlich ein ätzender Gestank zwischen Rotava und Chodov : Petrochemie. Bitterfeld ist heute ein Luftkurort dagegen. In Karlovy Vary (Karlsbad) wollte ich an den Kurpromenaden Kaffee trinken. Ging leider nicht. Das gesamte Kurviertel (was sehr schön ist – Ingrid und ich waren vor ein paar Jahren mal da) ist für Motorräder gesperrt. Sehr schade! Aber verständlich. Das Kurviertel zieht sich an beiden Seiten eines engen Flusstals entlang. An Mittagsschlaf der Kurgäste wäre nicht zu denken. Ich gebe in den nächsten Tagen mal eine kleine Dezibel-Probe von meiner Knattermaschine. Nicht auszudenken, wenn die Hell’s Angels mit ihren dicken Harley dadurch brettern würden. So reichte es nur zu einem Photo von der Höhe, auf dem im Hintergrund das Grand Hotel am Ende des Tals zu erkennen ist:
Leider war es mittlerweile doch spät geworden, so dass ich die Nationalstraße nehmen musste, um rechtzeitig in Prag zu sein. Viel Verkehr mit waghalsigen Überholmanövern der tschechischen Automobilisten. In Prag dann viel Stau, bis ich gegen halb sechs in meinem vorgebuchten ehemaligen Sportlerheim etwa 12 km östlich der Stadtmitte ankam. Sehr nette Unterkunft und mit der Bahn, die alle 15 Minuten vor der Tür losfährt in nur 11 Minuten in der Altstadt (Gott sei Dank fährt die S-Bahn nur bis Mitternacht!). Und jetzt die Premiere: Mein erstes Selfie (auf der Karlsbrücke): (leider ging es nicht direkt -wg. des Formats des Photos -vom iphone geschossen) Nach einem Schweinebraten mit Knödeln und Sauerkraut (hat gut geschmeckt) in einem Tourirestaurant unterhalb der Karlsbrücke ist es jetzt Zeit ins Bett zu gehen. Bis morgen (es warten wieder rd. 350 km bis Ostrava im Osten von Tschechien), Leider war es mittlerweile doch spät geworden, so dass ich die Nationalstraße nehmen musste, um rechtzeitig in Prag zu sein. Viel Verkehr mit waghalsigen Überholmanövern der tschechischen Automobilisten. In Prag dann viel Stau, bis ich gegen halb sechs in meinem vorgebuchten ehemaligen Sportlerheim etwa 12 km östlich der Stadtmitte ankam. Sehr nette Unterkunft und mit der Bahn, die alle 15 Minuten vor der Tür losfährt in nur 11 Minuten in der Altstadt (Gott sei Dank fährt die S-Bahn nur bis Mitternacht!). Und jetzt die Premiere: Mein erstes Selfie (auf der Karlsbrücke): selfie1 (leider ging es nicht direkt -wg. des Formats des Photos -vom iphone geschossen) Nach einem Schweinebraten mit Knödeln und Sauerkraut (hat gut geschmeckt) in einem Tourirestaurant unterhalb der Karlsbrücke ist es jetzt Zeit ins Bett zu gehen. Bis morgen (es warten wieder rd. 350 km bis Ostrava im Osten von Tschechien), Euer Motosherpa Horst
Ostrava, 25. April 2015 Heute ist mir nicht nach Schreiben zumute. Die Katastrophe im Himalaya und insb. in Kathmandu hat mich mitgenommen. Noch vor zwei Wochen waren wir in Kathmandu, haben einige Freunde wiedergesehen, von denen wir noch nicht wissen, ob sie von dem Erdbeben betroffen sind, haben uns alle drei Königsstädte (Kathmandu, Patan und Bakthapur) nochmals angeschaut. Neben den vielen Menschen, die umgekommen oder verletzt sind, sind auch viele Kulturdenkmäler unwiderruflich zerstört. Schrecklich. Als hätte das Land und die Menschen nicht schon genug Sorgen. Wie gut es mir geht. Fahre einfach so durch Europa, weil es mir Spass macht. Das Leben ist nicht gerecht. Heute bin ich 340 km bei schönem Wetter nach Ostrava im Osten von Tschechien nahe der polnischen Grenze gefahren. Nach zunächst langweiliger Fahrt auf einer Nationalstraße durch elend lange Straßendörfer ging es nach ca.80 km wieder in vertrautes Terrain über Nebenstraßen durch Wiesen, Landwirtschaft und Wälder. Manchmal übertreibt es das Navi und schickt mich auf Waldwege: Das führte dazu, dass ich nach vier km an eine Waldkreuzung kam, wo es in drei von vier Richtungen Verbotsschilder für Autos und Motorräder gab. Zurück wollte ich auch nicht. Also ging es weiter durch den Wald (6 km). Eine Reifenpanne wäre hier fatal gewesen. Kein Mensch in Sicht. Während meiner Mittagspause in Litomysl (muss man nicht kennen, hat aber einen ganz schönen Platz mit Zwiebelturmkirchlein am Ende)
wies mich ein freundlicher Herr in Englisch darauf hin, dass um die Ecke ein Motorradoldtimertreffen sei. Nichts wie hin. Rd. 20 alte Maschinen (vor allem Java – ehem. tschechischer Auto- und Motorradhersteller) der Jahrgänge 1910 – 1930 waren zu bestaunen. Am besten gefallen hat mir ein Modell von 1910, das wie meine Maschine nur 2l/100km (allerdings Benzin!) brauchte:
Auch eine englische Sunbeam aus den Zwanzigern präsentierte sich in sehr gutem Zustand:
Hier noch der Überblick für die Freaks:
Da ich mit dem Helm in der Hand rumlief, entstand sofort ein Gespräch (in holprigem Deutsch oder Englisch): Was für ein Motorrad ich denn hätte. Ich antwortete, ich hätte auch so was wie einen Oldtimer, nur in Neu und mit Dieselmotor. Das rief Interesse hervor und ich musste mein Motorrad holen. Ungläubiges Staunen, dass es so etwas heute gibt. Schließlich kam ein Mann in meinem Alter und sagte in gutem Deutsch, dass sei doch eine Enfield. So ganz unrecht hatte er nicht. Die „Sommer-Diesel“ ist ja sehr stark einer Royal Enfield (indisches Modell) nachempfunden und verwendet ca. 20 % der Teile von Enfieldzulieferern aus Indien. So, genug mit dem Fachsimpeln. Über Olomouc (Ölmütz) fahrend kam ich um ca. 17:00 Uhr in Ostrava an der Oder an. Die Stadt macht einen sehr heruntergekommenen Eindruck. Keine Reise wert. Aber irgendwo muss ich ja übernachten. Bis morgen, Euer Motosherpa Horst
Kosice, 26. April 2015 Von der Oder in Ostrava ging es heute in die Slowakei (über Zakopane in Polen) nach Kosice im Osten der Slowakei. Durch Tannenwälder ging es zunächst ziemlich rasch stetig bergauf auf ca. 700m, wo auf einem Pass die Grenze zur Slowakei ist. Apropos Grenze: Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass es heute möglich ist von Frankfurt bis an das Schwarze Meer ohne jegliche Grenzkontrollen zu fahren. Wir schimpfen ja alle über die Bürokratie der EU. Was aber politisch gelungen ist, sollten wir nicht nur nicht vergessen, sondern jeden Tag würdigen. So stelle ich mir den freien Verkehr von Menschen vor (und nicht per Boot ins Massengrab des Mittelmeeres (wobei wir jetzt durchaus das politische Versagen der EU beklagen können). Wie ist das mit dem Hemd und dem Rock??? In der Slowakei ging es dann wieder schnell bergab, nur um bald wieder auf 950 m Höhe zu steigen: Der erste Schnee an der Straße und der erste Blick auf die Hohe Tatra:
Auf dem Weg nach Zakopane (dem polnischen Wintersportort und Alljahresausflugsziel für Radler, biker, Wanderer etc.) fahre ich durch einen ärmlichen Teil der Slowakei bergab, bevor es über eine schöne kleine Nebenstraße bergauf nach Zakopane zur Mittagspause geht. Viel Betrieb, wie erwartet und viel Aufmerksamkeit für mein Motorrad. Leute fragen, ob sie es fotografieren dürfen, erkundigen sich nach der Technik und sind begeistert vom sound. Sogar die Fahrer von dicken BMW-Maschinen (war ich selbst noch vor einem Jahr) recken anerkennend den Daumen. Ein junger Holländer fragt mich sogar, ob ich den Freund seines Vaters kenne (Namen habe ich vergessen). Der hätte auch so eine Sommer-Diesel und sei damit schon bis nach China gefahren. In Zakopane und Umgebung gibt es übrigens wunderschöne Holzhäuser mit ganz eigenen Giebeln. Ich füge mal ein Photo ein, dass ich 2011 bei einem Urlaub im Süden Polens geschossen habe:
Herrlich war die Fahrt durch die hohe Tatra, lange auf ca. 1000 m Höhe, bevor es wieder in die Slowakei ging. Von dort ein letzter Blick zurück:
Um kurz vor 17.00 bin ich in Kosice angekommen, eine Stadt mit einer Kathedrale aus dem 15. Jhh.
und einer schönen langezogenen „Piazza“ mit vielen Cafés und Restaurants:
Morgen früh starte ich nach Rumänien über ein kleines Stück des Nordostens von Ungarn nach Sighetu Marmatiei (Geburtsort von Elie Wiesel). Bis dahin verbleibe ich mit einer Guten Nacht, Euer Motosherpa Horst
Sighetu Marmatiei, 27. April 2015 Gerade erst merke ich, dass hier in Rumänien die Zeit schon eine Stunde weiter fortgeschritten ist als in Ungarn. Deshalb war ich wohl beim Abendessen ziemlich allein und es ist schon nach 23:00 Uhr. Dennoch natürlich die obligatorische Tagesetappe in Wort und Bild. Schon nach wenigen Kilometern war ich in Ungarn: Von der Grenze ging es bei herrlichem Wetter leicht hügelig bergab in die Weiten Ungarns. Plötzlich waren keine Hügel mehr am Horizont zu sehen. Landwirtschaft und mal wieder elendig lange Straßendörfer, deren Häuser alle (!) mit einem schmiedeeisernen (oder selten aus Holz) Gartenzäunen versehen waren. Es gibt wirklich nur eine Reihe Häuser links und rechts der Straße, dahinter landwirtschaftliche Flächen.
Nach ca. 100km und kurz nach der rumänischen Grenze ging es endlich wieder in bewaldete Hügel hinein (an der Grenze wurde übrigens sehr freundlich der Pass kontrolliert!). Dann passierte es: Kaum aus den Wäldern heraus und hinunter fing es plötzlich aus dem Nichts heftig zu hageln an. So schnell konnte ich gar nicht an eine Imbissbude ranfahren (Gott sei Dank gab es eine überdachte) wie ich schon nass war. Abwarten war angesagt. Regenklamotten über die nasse Hose wollte ich nicht anziehen. Nach 15 Minuten war der Spuk vorbei und der Fahrtwind hat meine Klamotten schnell wieder getrocknet. Kurz vor meinem Tagesziel gab es ein touristisches Highlight(!) – in jedem Reiseführer aufgeführt: Der lustige Friedhof (so wird er wirklich genannt) von Sapanta. Hier kam in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ein lokaler Schreiner auf die Idee für die Gräber blaue und bemalte Grabtafeln in Holz zu erstellen. Diesem Brauch wird noch heute gefrönt. Auf den Tafeln sind gemalte Bilder der Verstorbenen, deren Berufe oder der Todesumstände zu sehen und darunter wird die entsprechende Geschichte erzählt. Ich stelle mal ein paar Bilder ein:
Im gleichen Ort gab es auch noch eine Klosterkirche (alt) nebst neuem Kloster zu sehen. Beide in Holzbauweise, wie sie typisch für Maramures ist.
Morgen werde ich noch einige sehen auf meiner Fahrt Richtung Süden. Sighetu Marmatiei ist ein kleines Städtchen direkt an der ukrainischen Grenze und hat Richtung Norden einen Teil der schneebedeckten ukrainischen Karpaten im Rücken. Ansonsten gibt es einige schöne Barock- und Gründerzeitbauten und das Geburtshaus von Elie Wiesel zu sehen, das heute ein kleines Museum ist. Gleich ist es Mitternacht, zeit ins Bett zu gehen. Bis Morgen, Euer Motosherpa Horst
Sighisoara, 28. April 2015 Der Tag begann gut. Entgegen den Prognosen leichte Bewölkung und trocken. Schon nach 13 km ein kleiner Stopp in Barsana bei der Klosteranlage:
Diese Art Holzkirchen (immer mit hohem, spitzen Turm) gab es dann noch in einigen Dörfern zu sehen. Die Dörfer sind sehr von kleinbäuerlicher Lebensweise geprägt, mit vielen (z.T. verfallenen) Holzhäusern mit großen Toren aus Holz und immer wieder gab es Pferdefuhrwerke zu überholen. Vor allem die alten Frauen tragen durchweg schwarze Kleidung mit Kopftuch und viele Männer einen Spitzhut. Manchmal gab es lokale, ärmliche Märkte mit landwirtschaftlichen Produkten. Die Landschaft ist hügelig mit bis zu 600 m Höhe und immer wieder sieht man im Hintergrund die schneebedeckten östlichen Karpaten, die von der Ukraine einen Bogen nach Süden schlagen:
Das Wetter wurde zunehmend düsterer und kurz hinter Targu Mures (Neumarkt am Mieresch), einer großen Stadt mit rd. 150.000 Einwohner war es dann soweit. Es schüttete in Strömen. Gut, dass ich kurz vorher bei einem Tankstopp die Regenklamotten übergezogen hatte. Es waren noch 30 km bis Sigishoara (Schäßburg), wo ich dann um 17:00 Uhr wie ein begossener Pudel ankam. Die steile Auffahrt in die unter Weltkulturerbe stehende Altstadt war über nasses Kopfsteinpflaster kein Vergnügen. Zuerst mal umziehen! Eine kurze Regenpause konnte ich dann noch vor der Badewanne nutzen, um einen kleinen Rundgang zu machen. Einige Impressionen:
Altstadtgasse mit Blick auf die Bergkirche aus dem 16. Jhh.
der Stundturm
das angebliche Draculahaus (orange), dem vermeintlichen Geburtsort von Vlad III. Draculea. Während noch Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jhh. die Bevölkerungsmehrhei die Siebenbürger „Sachsen“ stellten, machen diese heute nur noch einige wenige Hundert (von rd. 30.000 Einwohnern) aus. Doch dazu mehr morgen in einem kleinen Exkurs, wenn ich in Sibiu (Hermannstadt) angekommen bin. Da für morgen auch Regen angesagt ist, werde ich wohl den direkten Weg nehmen (nur 90km). Dies läßt mir etwas mehr Zeit für Hermannstadt, wo ich 2 Nächte verbringen werde. Bis dann, Euer Motosherpa Horst
Sibiu oder Hermannstadt, 29. April 2015 Der Tag war Sch….Vom Start in Sighisoara bis nach Sibiu nur Regen, und zwar heftig. Und das bei 8-10 Grad Celsius! Trotzdem habe ich einen kleinen Abstecher nach Biertan gemacht, wo die schönste Wehrkirche in Siebenbürgen stehen soll. Ich habe sie trotz Regen gesehen und wollte sogar ein Photo machen. Batterie leer!! Also nichts wie weg. Am Ende bin ich gut drei Stunden und rd. 150km durch den Regen gefahren und kam pudelnass (von außen) hier an. Es ließ dann etwas nach, so dass ich wenigstens einen kleinen Stadtrundgang gemacht habe. Ein paar Regenimpressionen: die evangelische Kirche aus der Spätgotik…
mit schöner barocker Orgel
einer der vielen Plätze
der Himmel über Hermannstadt Nein, heute hat es wirklich keinen Spass gemacht. Den versprochenen Exkurs über die Siebenbürger Sachsen hole ich noch nach. Jetzt geht es ins Bett. Die für morgen geplante Rundtour (südlich von Herrmannstadt fällt aus, da beide Pässe erst im Juni oder sogar Juli aufgemacht werden. Da hat es heute sicher geschneit. Wenn’s Wetter mitspielt mache ich eine kleinere Tour mit Wehrkirchendörfern nordöstlich von Sibiu. Euer Motosherpa Horst
Sibiu, 30. April 2015 Heute sollte ein ruhiger Tag werden, wurde es aber nicht. Nach dem späten Frühstück (endlich mal ausgeschlafen) schlenderte ich noch ein wenig in Sibiu umher, wollte im ethnographischen Museum rumänische oder zumindest siebenbürgischen Volkskunst sehen, aber es gab lediglich ein Sammelsurium von Volkskunst aus einigen Ländern Afrikas, die ein Hermannstädter Bürger Mitte des 18. Jhh. aus verschiedenen Ländern Afrikas gesammelt hatte. Enttäuschung! Gegen 13:00 Uhr machte ich mich dann mit dem Motorrad auf eine Tour, um Wehrkirchen bzw. Kirchenburgen in den Dörfern nordöstlich von Sibiu anzuschauen. Sie stammen aus der Zeit zwischen rd. 1200 und dem 16. Jhh. und wurden vor allem gegen Angriffe von Tataren und Türken gebaut und boten der Dorfbevölkerung, die im Falle eines Angriffs alle darin Platz hatten, Schutz. Es gibt noch 150 solcher Bauwerke in Siebenbürgen. Die meisten sind in schlechtem Zustand. Einige Photos:
Die Dörfer, zu denen die Kirchen gehören sind überwiegend in einem elendigen Zustand. Armut, Dreck, Menschen in sehr schmutzigen Klamotten, dazu sehr aggressive Hunde charakterisieren viele Dörfer. Aber auch die gleichen Menschen, die einem fröhlich von den Pferdewagen zuwinken. Und dann hatte ich einen Unfall. Nein. Ein Hund hatte einen Unfall. Wahrscheinlich mit Todesfolge. Ein äußerst aggressiver Hund jagte plötzlich von einer Böschung runter und rannte in das Vorderrad rein. Er hat wohl genau die Gabel erwischt und nicht die Speichen und prallte von dort in den Graben zurück und blieb liegen. Ich hatte Glück gehabt, dass er mir nicht zwischen Rahmen und Rad kam. Dann hätte es mich wohl geschmissen. Die Stadt Fakarasch habe ich dann auch noch angesteuert (rd. 80 km östlich von Sibiu). Die Stadt ist nichts besonderes, aber da spielt der Roman „Der geköpfte Hahn“ von Eginald Schladner, der das Leben dort im September 1943 zum Inhalt hat und gleichzeitig seine Kindheit beschreibt. Es ist die Zeit kurz vor dem Einmarsch der roten Armee. Ich finde, ein lesenswerter Roman (über die Zeit, die Siebenbürgen, ihr Verhältnis zu Hitler-Deutschland – ein Stück Zeitgeschichte). Nachstehend mein einziges Photo aus Fakarasch: Die ziemlich pompöse, noch im Bau befindliche orthodoxe Kirche:
Exkurs Siebenbürgen: Ihr könnt, wenn’s interessiert, das alles genauer im internet oder in Büchern studieren. Ganz kurz einige Fakten: Die Ungarn warben ab dem 12. Jhh. Siedler an zum Schutz gegen Eindringlinge. Zuerst gegen Tartaren, später gegen Türken. Ein Großteil, der, der heute die Siebenbürger Sachsen genannt wird, kam nicht aus Sachsen (so wurde oft Siedler aus Deutschland im Osten genannt), sondern aus dem heutigen Luxemburg bzw. dem moselfränkischen. So ist die Sprache auch heute noch dem luetzeburgischen sehr verwandt. Sie haben über 8 Jahrhunderte immer ihre Eigenständigkeit versucht zu verteidigen, haben bis in die jüngste Vergangenheit keine Integrationsanstrengungen unternommen, sind unter sich geblieben, haben untereinander geheiratet und sind 1545 zum protestantischen Glauben übergewechselt. In Hermannstadt steht die größte protestantische Kirche Rumäniens (siehe Photo vom Vortag). Nach dem 2.ten Weltkrieg sind unter den kommunistischen Regierungen viele ausgewandert, nach 1990 gab es eine zweite Auswanderungswelle, so dass sie heute nur noch einen verschwinden kleinen Bevölkerungsanteil ausmachen (ca. 95 % oder noch mehr sind vor allem nach Deutschland und Österreich ausgewandert. Die verbleibenden versuchen ihr kulturelles Erbe zu bewahren (heute morgen habe ich zum Frühstück die in Deutsch (hochdeutsch) erscheinende Hermannstädter Zeitung gelesen. Für die nächsten beiden Tage habe ich meine Tour umgeplant. Ich fahre morgen nicht nach Bukarest, sondern nach Russe oder bulgarisch Ryce an der Donau in Bulgarien. in veraltetem deutsch heißt sie Rustschuk und ist als solche bekannt als die Geburtsstadt von Elias Canetti, dessen erster Band seiner dreibändigen Autobiographie im Wesentlichen dort spielt (Die gerettete Zunge): Sehr lesenswert. Von dort geht es übermorgen weiter über Silistra (ebenfalls an der Donau in Bugarien nach Constanta ans Schwarze Meer. Bis morgen, Euer Motosherpa Horst
Russe (an der Donau in Bulgarien), 1. Mai 2015 Auf dem Weg hierhin keine 1. Mai-Demo gesehen, dafür 2 besondere Pferdefuhrwerke: – einen „richtigen Zigeunerwagen“: Ein Pferdefuhrwerk mit zwei angehängten Planwagen. Im ersten konnte ich neben dem Fuhrmann eine schlafende Frau sehen. Im zweiten war vor allem Gepäck. – einen Leichenwagen: auf dem Wagen war der offene Sarg, neben dem links und rechts je ein Mann lag, der den oder die Tote/n lautstark beklagte. Vor dem Wagen ging zu Fuss der Pope Die heutige Reise begann bei aufklarendem Wetter (saukalt) mit Blick auf das schneebedeckte Fogarascher Gebirge, das ein französischer Gelehrte auch mal die „Transsylvanischen Alpen“ nannte. Wenn ich schon nicht drüber fahren konnte, habe ich sie wenigstens vom Tal aus, gleich hinter Sibiu, gesehen:
Danach ging es über rd. 80 km durch das schöne, kurvenreiche Tal der Olt, mit sehr viel Gegenverkehr und wieder waghalsigsten Überholmanöver der Autofahrer. Ein paar Impressionen:
Nach diesem kleinen Stausee öffnete sich das Tal und ging über in eine Hügellandschaft, bevor diese in das Flachland nördlich der Donau (noch ca. 100 km entfernt) überging. Von nun an bleibt für mich die Landschaft bis Odessa flach wie ein Plunder. Aber auch das hat seine Reize:
Ich habe jetzt noch den Duft des Raps in der Nase. Ob er wohl für Biosprit angepflanzt wurde? Am Grenzübergang nach Bulgarien musste ich wieder den Pass bzw. den Personalausweis zeigen müssen (also doch nicht ganz ohne Kontrollen ans Schwarze Meer). Ein Grenzbeamte hat ihn lustlos angeschaut, sein Kollege kam extra aus dem Häuschen geklettert, um mein Motorrad zu bewundern. Wirklich eine Dieselmaschine??? Ansonsten war der Übergang äußerst trist. Lauter abgewrackte Grenzgebäude und gleich anschließend Industrieruinen. Die Stadt Russe hat wie fast alle Städte zwei Gesichter. Ein trauriges mit verrotteten Gebäuden (auch leider ruinierte alte Villen) und die äußerst nette Innenstadt, mit Flair, Parks, Cafés und schönen Gebäuden aus dem vorletzten und Beginn des letzten Jahrhunderts:
in der Fussgängerzone
die Freiheitsstatue von 1909
das Opernhaus
die Dreieinigkeitskirche von 1632 (älteste Kirche in Russe) – Eingang und drei mal von innen:
Und von Canetti gab es auch noch was zu sehen. Das Geschäftshaus seines Vaters:
Und weil’s so schön ist, noch zwei Donaubilder:
Morgen geht es weiter nach Constanta. Zum ersten Mal das Schwarze Meer sehen!!!!!! Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen 1. Mai. Euer Motosherpa Horst
Constanta, den 2. Mai 2015 Seit ich den Roman „Die letzte Welt“ von Christoph Ransmayr vor ca. 20 Jahren gelesen hatte, habe ich die fixe Idee gehabt, einmal Tomis (heute Constanta) am Schwarzen Meer zu besuchen (ans Motorrad habe ich damals allerdings nicht gedacht). Ramsmayr geht darin auf die Metamorphosen Ovids ein und mit einer Romanfigur auf die Suche nach Ovid, der nach Tomis im Jahr 8 n. Chr. von Kaiser Augustus verbannt wurde (angeblich wg. eines Liebesgedichts: ars amatoria, was aber als Grund wahrscheinlich nicht ausreichte). Erst im letzten Jahr habe ich dann die Metamorphosen, die Ovid vor seiner Verbannung schrieb und darin rd. 250 Sagen der griechischen und römischen Götterwelt behandelt und die Verwandlungen von Menschen und Halbgöttern in Tiere, Steine, Pflanzen oder Sternbilder beschreibt. Die Metamorphosen sind oft grausam, aber auch ebenso oft lustig aus heutiger Perspektive. Mir hat es jedenfalls Spass gemacht sie zu lesen. Und jetzt bin ich am Schwarzen Meer in Constanta! Hat lange gedauert von der fixen Idee bis zur Realisierung. Heute morgen bin ich in Russe bei bedecktem Himmel aufgebrochen und habe gleich wieder die Grenze nach Rumänien überquert. Ein Zöllner wollte dann neben meinem Personalausweis auch noch die Papiere vom Motorrad sehen. Er sah den Aufkleber Sommer-Diesel und konnte damit nichts anfangen. Als er die Papiere begutachtet hatte, formten seine Stirnfalten förmlich ein Fragezeichen. „Diesel?“ stieß er hervor. Schon eine Sekunde später teilte er seinem aus dem Käfig kommenden Kollegen freudestrahlend mit: „Diesel!“ und wünschte mir so etwas wie eine Gute Reise. Die führte mich dann zunächst noch ein Stück an der Donau entlang, an Wein- Raps- und Weizenfeldern mit immer wieder schönen Aussichten auf die Donau:
Von wegen flach wie ein Plunder (wie gestern noch angenommen). Immer wieder ging es von Donauhöhe (rd. 25 m) auf bis zu 230 m Höhe und wieder runter. In der Summe bin ich nach Höhenmetern gefühlt dreimal den Gotthard- , Grimsel- und Furkapass hoch und runtergefahren:
kurze Pause an einer Kehre
Rapsfeld mit Kloster Ich nähere mich dem Schwarzen Meer (Marea Negra) und als ich den Donau-Schwarzmeer-Kanal ansteuere werde ich aufgeregt wie ein Kind vor der Bescherung:
Noch 20 km zeigte mein Navi an. Das Hotel hatte ich schnell gefunden (und dort auf Rat des sehr hilfsbereiten Pförtners mein bike im hinteren Treppenhaus des Hotels vor vornehmer Tapete abgestellt: trocken und mit Kamera überwacht. Es passte millimetergenau durch die Tür, der Pförtner hat ein gutes Auge):
Ich machte mich sofort trotz einsetzenden Regens auf den Weg, die Altstadt am Hafen aufzusuchen. Natürlich zuerst zur Statue des Ovid:
Er schaut etwas nachdenklich auf die öden Mietskasernen (habe ich aus dem Reiseführer). Noch einige Impressionen aus Constanta:
nicht nur Ovid erinnert an die römische Vergangenheit
ein etwas maurisch anmutender Bau mit dem Volkskunstmuseum mit sehr schönen Beispielen rumänischer Trachten
die nicht ganz stilsichere Moschee…
…aber mit fast Jugendstil anmutendem Eingang…
…und mit schönen Ausblicken
die Peter- und Paul-Kirche (koptisch, wie man gleich sieht)
und einige griechische Ruinen aus dem 4.- 6. Jhh.
und als Wahrzeichen Constantas das „Cazino“ aus der Gründerzeit, angeblich 1985 renoviert und hete ziemlich runtergekommen geschlossen. Schade, da könnte an was raus machen. Einmalige Lage direkt am Meer. Und zum Abschluss ein kleiner Leuchtturm (in Betrieb) aus Genueser Zeit (14. Jhh., allerdings im 19.ten so wieder aufgebaut nach Verfall)
Morgen soll es wieder schöner werden – hoffentlich. Bis dahin, Euer Motosherpa Horst PS: Das Motorrad läuft bisher einwandfrei, Federung ist gut, keinerlei Pobackenprobleme, und das obwohl heute und auch schon gestern nachmittag auf rumänischer Seite sich die Donauwellen ganz anders präsentierten als bekannt: Wellblechpiste auf insg. mindestens 50 km obwohl noch fast neu! Da hat der Straßenbauunternehmer gut verdient am nicht ordentlichen ausgeführten Untergrund. Das hätten unsere Straßenbauingenieure in der KfW bei der Abschlusskontrolle nicht abgenommen!
Izmail (Ukraine), 3. Mai 2015 Gestern Nacht um kurz vor Mitternacht änderte ich meinen Plan für heute. Mir fiel ein, dass heute Sonntag ist. Sonntag heißt, keine LKWs an der Grenze oder besser an den Grenzen, und deshalb suchte ich noch schnell ein Hotel in der ersten Stadt, rund 70 km hinter der moldawischen Grenze, in der Ukraine: Izmail. Ich hatte Glück. Die ganze Nacht hatte es geregnet in Constanta, pünktlich nach dem Frühstück hörte es auf. Die Straßen waren zunächst noch nass und es war empfindlich kalt. Zunächst ging es kilometerweit durch völlig verdreckte Straßenbaustellen. Der Regen hatte sie in glitschige Schlammpisten verwandelt. Entsprechend sahen mein bike und ich aus. Nach einer Kaffeepause um halb elf Uhr wurde es langsam wärmer und die Sonne zeigte sich zögerlich. Die Landschaft war ähnlich wie die gestern Leicht hügelig und Felder, Felder, Felder:
hier bin ich schon kurz vor Galati, der letzten Stadt vor der moldawischen und ukrainischen Grenze (wo ich ursprünglich übernachten wollte). Um dahin zu kommen muss man mit der Fähre über die Donau, was völlig problemlos war: Vorbei an den Schlangen und schwups war ich auf der Fähre:
Da mein Navi verrückt spielte und partout keinen Weg nach Uzmail anzeigen wollte und Hinweisschilder nicht existierten, bin ich etwas durch die Stadt geirrt, bis mir eine freundliche junge Frau den Weg zur Grenze gezeigt hat. Nach 7 km war ich dann da: an der ersten Kontrolle durch die Rumänen (nur 6 Autos vor mir, 20 Minuten Wartezeit): Diesel Sommer 462cc war nicht im Computer, aber die Dame zeigte sich flexibel: durchgewunken! 200m weiter die nächste: die moldawische Grenze: Hier war die Kontrolle etwas strenger. Offensichtlich war das Dieselbike auch hier nicht im Computer. Viele Fragen, insb. glaubte man nicht recht dass das bike – wie im Schein angegeben – erst 2013 gebaut wurde. Wie lange es die Firma schon gäbe? Ich flunkerte etwas und sagte, die sei noch recht neu, deswegen das bike wohl noch nicht in den Statistiken, und es sei wirklich neu, auch wenn es alt aussähe. Schließlich wurde ich auch hier durchgewunken (30 Minuten). Weitere 500m später die ukrainische Kontrolle: Bei denen gab es die Diesel Sommer mit der korrekten Typenbezeichnung Diesel Sommer 462cc schon im Computer. Jetzt wurden andere Fragen gestellt: Wo ich hinwolle, ob ich Waffen, Hundespray (gemeint war wohl Pfefferspray gegen agressive Hunde!!!!!), Pharmaka, Messer, Explosiva dabei hätte. Alles verneint. Dann sagte einer der drei Beteiligten.ich möge mein Gepäck öffnen. Ich setzte mein freundlichstes „Oh, No!“-Gesicht auf und es wirkte, er ließ es gut sein. Dann wurde noch etwas unter den Grenzern über das Dieselbike gefachsimpelt und ich durfte noch in ein Büro zur weiteren Kontrolle der Papiere. Alles in allem habe ich fast 2 Stunden an den Grenzen verbracht. Das war wenig und dem Sonntag geschuldet. Kaum über den Grenzen, musste ich das die ersten Photos schießen:
Und dann ging es immer gerade aus – dachten ich und das Navi. Nach ca. 15 km durch die Hölle des Ostens (Paris-Roubaix ist nichts dagegen) sah ich plötzlich wieder eine Grenzbarriere. Oh Mann, kann nicht sein! Ich fuhr langsam ran. Der Kalaschnikow-Träger fragte mich, wo ich hinwolle (verstand ich so). Nach Izmail in der Ukraine. Völlig falsch hier! Wieder zurück ca. 7 km, wo ich eine völlig unscheinbare und nicht beschilderte Abzweigung verpasst hatte (mein Navi auch -es spielte wieder verrückt). Danach war ich dann auf dem richtigen (immer noch schlaglochübersähten) Weg nach Izmail. Und der bzw. besser die Landschaft waren wirklich schön und das Wetter ab der Donauüberquerung super. Seht selbst:
Leider kann ich das kleine Video, dass die Vogelstimmen wiedergeben sollte, nicht einfügen, da wordpress kein mp4- Format mag (auch der versprochene soundtrack vom Blubbern des Diesel muss deshalb ausfallen). In Izmail habe ich das über booking. com gebuchte „Hotel“ mit dem schön klingenden Namen „art-hotel“ nicht bezogen. Es war zu weit außerhalb und konnte nicht wie versprochen ein Abendessen anbieten. Der Tankwart hat mir dann den Weg zu einem anderen, sehr netten, kleinen Hotel gezeigt, in dessen Hof ich das bike abstellen und bei einem Bier und einer Zigarre meinen heutigen Beitrag schreiben konnte:
Morgen geht’s nach Odessa. Bin gespannt, ob das mit der Fähre klappt. Bis dahin wünscht Euch einen schönen Wochenanfang, Euer Motosherpa Horst
Odessa, 4. Mai 2015 Beim Frühstück in Izmail um 08:00 Uhr Wetter gecheckt: Izmail 12 Grad, sonnig Frankfurt 14 Grad; Berlin 15 Grad, München 13 Grad: Überall wärmer? Obwohl Izmail auf der Höhe von Mailand liegt! Nach wenigen Kilometern war klar, dass das gestern nur ein Fegefeuer war, die Hölle des Ostens war für heute reserviert. Solche Schlaglochstraßen habe ich zuletzt vor zwei Jahren in Kuba erlebt und sonst nur in Afrika. Eine Herausforderung für die Sommer-Diesel. Sie hat es gut überstanden, ich habe einen leichten steifen Hals. Zu verkrampft beim ständigen Ausweichen der Schlaglöcher. Zuviel Stöße, wenn ich es nicht ganz gepackt hatte. Gut, dass es ab und zu natürliche Nebenstraßen gab. Man fragt sich dann, wozu die Straße gebaut wurde, wenn alle neben her fahren (wo’s geht): eine tolle „Nebenstraße“
das ist ja harmlos!
die eigentliche „Straße“ war rechts oben auf dem Damm
ich hielt gerne manchmal an, um die Landschaft zu genießen – beim Fahren war es heute nicht möglich. Von den 200km nach Odessa waren maximal 30 km in einem passablen Zustand. Schauen wir uns lieber die Schönheit der Natur an:
…oder mal eine orthodoxe Kirche
Ich hatte eine Route gewählt, die immer mal wieder am Schwarzen Meer vorbei ging, ich sah sogar Leute baden. Muss aber noch ziemlich kalt sein. Endlich kam ich kurz nach 15:00 Uhr in Odessa an. Ein Freund, Christian, hatte mir das altehrwürdige Hotel Londonskaja empfohlen:
Ein guter Tipp. Hilfsbereites, nettes, kompetentes Personal, ein sicherer Parkplatz und ein ordentliches Zimmer. Was will man mehr? Nachdem sämtliches Gepäck im Zimmer und der Staub von den Gepäcktaschen abgewaschen war, ging ich gleich auf einen Rundgang in die nähere Umgebung des Hotels. Einige Impressionen:
Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, dass im Osten des gleichen Landes geschossen wird und Menschen sterben! Odessa zeigt sich in der Innenstadt lebensfroh. Wenn nicht ukrainisch oder russisch gesprochen würde und die Schriftzeichen in Latein wären, könnte es auch irgendeine Stadt in Westeuropa sein. Odessa ist übrigens eine russische Gründung (Kaiserin Katherina) und der erste Statthalter war kein geringerer als Kardinal Richelieu, der vor der Revolution in Frankreich fliehen musste, und gleich hier zu Ehren kam und einiges zum heutigen Stadtbild beigetragen hat (nachzulesen in wikipedia oder sonstwo). Morgen schlägt die Stunde der Wahrheit. Komme ich und das bike übermorgen auf die Fähre? Bis dann Euer Motosherpa Horst
Odessa, 5. Mai 2015 Berichtigung: der erste Statthalter (heute würde man Oberbürgermeister sagen) war nicht Richelieu (er war der zweite – von 1803 – 1814), sondern der Spanier de Ribas (von 1897 bis 1803), den die Zarin Katherina II. einsetzte. Katherina II.
Richelieu Historisch. Interessant noch die potemkische Treppe, die die Leute kennen, die den Stummfilm von Eisenstein gesehen haben: Panzerkreuzer Potemkin (von 1925), in dem die Ereignisse in Odessa während der russischen Revolution 1905 geschildert werden (Meuterei der Besatzung des im Hafen liegenden Panzerkreuzers gegen zaristische Offiziere). Auf der Treppe wird der Aufstand blutig niedergeschlagen:
Daneben die Standseilbahn, die die Höhendiffernez von 30 m vom Hafen zum Stadtniveau überbrückt:
So, und nun das Wichtigste: Heute morgen war ich um 11.00 Uhr im Fährbüro und habe ein Ticket für die Fähre (MS Greifswald, wohl eine ausgemusterte Ostseefähre von 1985) nach Batumi bekommen. Das Prozedere ist recht aufwändig. Bezahlt habe ich dort die Überfahrt für mich und die Kabine (eine für mich allein!!!). Das Ticket für das Motorrad muss ich morgen um 12.00 Uhr in einem anderen Office ca. 15 km entfernt (auf dem Weg zum Hafen, der in Illichivs’k ist) bezahlen. Von dort geht es zum Zoll (13.00 Uhr). Dort wird die Prozedur ein paar Stunden dauern und gegen 18.00 Uhr komme ich (mit dem Motorrad) wohl auf die Fähre und kann dort zu Abend essen. Die Fähre fährt aber erst gegen 02:00 Uhr am nächsten Morgen los, da noch bis dahin Eisenbahnwaggons verladen werden. Ankommen soll die Fähre in Batumi irgendwann am Samstag morgen! Bis dahin wird wohl kein weiterer blog-Eintrag erfolgen. Ich glaube kaum, dass auf der Fähre internet-Verbindung besteht (habe ich vergessen zu erfragen). Ich freue mich auf viele Lesestunden und auf eine hoffentlich sturmfreie Fahrt. Bis in Batumi am Samstag (Hotel eben gebucht), Euer Motosherpa Horst
Illichivs’k, 6. Mai 2015 Heute war ein herrlicher Tag. Ein wolkenloser Himmel zeigte sich ab ca. 10.00 Uhr über Odessa, nachdem der Nebel, der vom Schwarzen Meer kam, sich aufgelöst hatte. Um viertel nach 10 Uhr war das Motorrad wieder bepackt und die kurze Fahrt nach Illichivs’k, ca. 20 km südlich von Odessa stand an. Herr Vladlen Tarasenko, Chef der Passagierabteilung, hatte mir tags zuvor den Standort des zweiten Büros der Fährgesellschaft, UKRFerry, gut beschrieben, wo ich nach kurzer Wartezeit die Formalitäten und Bezahlung für den Motorradtransport erledigen konnte. Zur Zollstation war es nur noch 1 km. Ab 13:00 Uhr sollten dort die Zollformalitäten erfolgen. Es waren schon ein paar Passagiere mit und ohne Autos da und eine kleine Anzahl von LKWs (ca. 20) hatten sich zu einer Schlange aufgereiht. Es sollte jedoch erst ab 14.00 Uhr losgehen. Zuerst kamen die LKWs ran, dann die Passagiere ohne Autos, dann die mit und schließlich als letzter auf dem Hof ich:
Mittlerweile war es 16:30 Uhr geworden und ich hatte einen jungen Weißrussen aus Minsk, der etwas deutsch sprach und in Georgien wandern will, und ein Ehepaar aus Deutschland, dass mit einem alten Mercedes-Sprinter nach Georgien, Armenien und dem Iran unterwegs ist, kennengelernt. Die Frau, Anke, arbeitet beim Forschungszentrum Jülich (Zweigstelle Berlin) und ihr Mann, Andreas, ist ein ausgewiesener Motorradkenner, Reifenspezialist, war früher Rennen gefahren, organisiert jetzt Touren (für 4WDs) in Osteuropa und ist nebenher Freiberufler in Sachen Marketing von allem Möglichen. Auf dem Schiff war ich jedoch noch lange nicht. In einem weiteren Büro ging es sehr schnell mit der Kontrolle, bevor dann in einem dritten Büro Probleme auftraten. Ein Mann und eine junge Frau in Militärkluft mussten wohl meine Einreise in die Ukraine nachverfolgen, was bezüglich des Motorrads per Computer nicht klappte. Telefonische Rückfragen (wo auch immer) führten auch nicht zum Ziel. Ich wurde freundlich der Tür verwiesen (weil noch einige LKW-Fahrer etwas spät eintrudelten und „behandelt“ werden mussten), und mein Pass und die Motorradpapiere wurden einbehalten. Da die Fährgesellschaft diese Art von Problemen wohl kennt, hat sie zwei Mitarbeiter zur Betreuung der Passagiere beim Verzollen abgestellt. Nachdem sich nach einer Stunde immer noch kein Ergebnis abgezeichnet hatte, rief einer der beiden Mitarbeiter, der englisch sprach, „einen Chef“ beim Zoll an. Dieser versprach ihm wohl, dass ich – wie er sagte – „zu 100 % auf die Fähre komme“. Es dauerte dann noch eine halbe Stunde, in der hinter verschlossenen Türen weiter gearbeitet wurde. Dann kam der freundliche Mitarbeiter mit meinen Papieren raus. Er sagte, er müsse noch Fotokopien machen und düste mit meinen Papieren in seinem Auto zu dem nahe gelegenen „ersten“ Büro und kam nach einigen Minuten mit Kopien zurück, auf denen ich („in German or English“) bestätigten musste, dass die Kopien mit dem Original übereinstimmen. Jetzt fuhr ich als vorletzter um 18:30 Uhr auf’s Schiff (was von großem Vorteil ist, da ich beim Rausfahren mit den Ersten raus komme – hoffentlich).
Essen sollte es ab 18.00 Uhr geben. Nachdem ich mein sehr komfortable Kabine bezogen hatte
gab es gegen 19.00 Uhr Abendessen
und danach ein kleines „Verbrüderungstrinken“ mit und auf Einladung von georgischen LKW-Fahrern (natürlich mit Wodka).
Schwarzes Meer, 7. Mai 2015 Nach dem Frühstück mit Tee um 08.00 Uhr lud ich Andreas und Anke zu einem Espresso in meine Kabine ein. Die kleinste Espressomaschine der Welt wurde eingeweiht. Das Ergebnis kann sich sehen (bzw. trinken) lassen. Der Espresso ist wirklich gut! Nach dem Druck (16 bar) aufpumpen (leider kein Photo, wie eine kleine Fahradluftpumpe)… ….heißes Wasser aus der mitgelieferten kleinen Thermoskanne reingießen (was man sich vorher an der Bar besorgt hat)…
…Pad mit Espresso einlegen (geht auch mit losem Esspresso!)…
… Deckel drauf und Knopf gedrückt halten: Der Druck entweicht und veranlasst das Wasser den Kaffee zu brühen. Ein wirklich perfekter Espresso. Jeder Barista würde neidisch werden. Danach eine bisherige statistische Aufbereitung meiner Reise (Tageskilometer, Verbrauch, Hotelübernachtungskosten etc.). Etwa um 11.00 Uhr tauchte die Krim auf und verließ uns erst am späten Nachmittag. Sewastopol war am Horizont zu sehen und das südöstlich davon gelegene Hochplateau mit der schroff abfallenden „Kante“.
Zu schade, dass mir der „Ritt“ darüber versagt bleibt (kann ja noch irgendwann werden). Das Wetter ist weiterhin herrlich, fast wolkenlos und das Schwarze Meer schon fast unheimlich ruhig. Keinerlei Seegang zu spüren. Wie auf einem Teppich gleiten wir (sehr langsam!) dahin.
Schwarzes Meer, 8. Mai 2015 In Russland, der Ukraine und sicher auch auf der Krim ist heute Feiertag. Vor 70 Jahren trat der Waffenstillstand, der in Reims am 7.5. unterschrieben worden war, in Kraft und beendete den zweiten Weltkrieg. Ein Grund, heute Abend darauf einen zu trinken (was wir auch mit je einem jungen Polen, Ukrainer und Georgier gemacht haben (sind weiter unten auf dem Bild zu sehen). Heute kein Land gesehen. Der Himmel ist bedeckt. Die Sonne kam nur sporadisch raus. Wir fahren weiterhin sehr langsam. Wahrscheinlich kommen wir heute Nacht an und müssen bis morgen früh darauf warten, bis wir von Bord können. Angeblich sind andere Schiffe vor uns dran. Mal sehen! Wir haben zwei größere Vögel an Bord, einen Kauz und einen Falken. Ein ukrainischer Biologe hat sie fotografiert. Es ist der Bärtige (mal links, mal rechts auf den Photos):
Und immer wieder Begleitung von kleinen Delphinen (etwa 1 m lang), denen es offensichtlich Spaß macht dauernd aus dem Wasser zu hüpfen:
Heute Morgen habe ich lange an den ersten beiden Tagestouren in der Türkei rumgebastelt. Die ursprünglich Vorgesehene wird ausfallen. Sie ist zu lang und zu unsicher bezüglich Straßenzustand und möglichem Schnee in den Bergen. Ich werde wohl gleich Richtung Türkei fahren (eventuell sogar das schon gebuchte Hotel in Batumi sausen lassen), um schon ein Stück am Samstag in die Türkei reinzufahren. Außerdem ist ja noch die Grenze zu passieren. Wartezeiten unbekannt. Wetter noch unklar. Morgen Abend weiß ich, wo ich bin. Alles Weitere wird sich geben. Die Planung ist immer an der Ankunft am Donnerstag Abend (14.5.) in Istanbul ausgerichtet.
Batumi, 9. Mai 2015 Um 07:30 Uhr gab es Frühstück, um 09:00 Uhr Seezeit (also ukrainische Zeit) waren wir im Hafen, um 12:30 Uhr (13:30 Uhr georgische Zeit) saß ich auf dem Motorrad. Die Kontrolle fand auf dem Schiff statt und war ziemlich unkompliziert. Das Wetter ist mies. Leichter Nieselregen und kalt. Ich entscheide mich, doch in Batumi zu bleiben. Morgen soll es wenigstens nicht mehr regnen. Ein paar Eindrücke von Batumi vom Schiff aus:
Auch ohne Navi (hat keine georgischen Daten drauf) finde ich rasch das Hotel (mit 2 Rückfragen und zwei freundlichen Antworten), ziehe mich um und ab geht’s ins regnerische, graue Batumi. Der Hotelbesitzer, ein freundlicher Mann, der mit Gebrauchtwagenhandel (vorzugsweise Mercedes) aus Deutschland sein Geld verdient hat, hat ein kleines Hotel gebaut und war so freundlich, mich in die Innenstadt zu fahren. Zum archäologischen Museum. Fehlanzeige. Heute ist Feiertag und alle Museen sind geschlossen. Also zu Fuss die Stadt und die lange Strandpromenade erkunden. Eine Mischung aus runtergekommenen Plattenbauten, halb abgerissenen kleinen Wohnhäusern (in denen noch gewohnt wird), einigen hübschen Häusern und einer Vielzahl von Neubauten (Hochhäuser und Hotels) und im Bau befindlichen Hochhäusern. Die Gegensätze sind ziemlich groß:
Die Strandpromenade ist mehrere Kilometer lang, ganz schön angelegt mit Palmen und Bäumen und Sträuchern, die wohl aus der Bergwelt Georgiens stammen:
Es geht ja auch gleich hinter der Stadt in die Berge, die ziemlich in Wolken gehüllt waren. Vom Schiff aus konnte ich noch schneebedeckte Berge erkennen. Nachdem ich mir gegen 14.30 Uhr neben dem Sheraton (auch ein Spielcasino) in einem Sushirestaurant nicht nur für georgische Verhältnisse sündhaft teure, aber auch außerordentlich gute Sushis und ein sehr leckeres Teriyaki bei einem guten Glas georgischen Weißweins geleistet hatte, bin ich den ganzen Weg zum Hotel zurückgelaufen, worüber mein freundlicher Wirt sehr erstaunt war und mir gleich ein paar Erdbeeren anbot. Da sein Hotel heute Abend das Restaurant nicht öffnet (vielleicht bin ich der einzige Gast), bot er gleich an, mich in ein Restaurant zu fahren. Das werde ich annehmen. Für morgen früh habe ich mich entschieden, an der Küste entlang zu fahren. Es ist zu kalt für die Berge und wahrscheinlich sind die Pässe, die durchweg deutlich über 2000 m liegen, noch oder wieder unpassierbar. Bis morgen, Euer Motosherpa Horst
Espiye, 10. Mai 2015, Heute morgen um 09.00 Uhr in Batumi gestartet, um 09:00 in der Türkei gewesen (Zeitumstellung). Der Weg zur Grenze (16 km) und die Grenzkontrollen haben nur eine Stunde gedauert. Sehr effizient und wenig Verkehr. Urplötzlich hatte ich keine Lust mehr, Motorrad zu fahren. Es war kalt, stark bewölkt, und es war langweilig. Zwar die Küstenstraße entlang, mit schönen Buchten und zunächst schroff abfallenden Bergen, aber immer an ätzend hässlichen Städten vorbei und auf einer vierspurigen Schnellstraße, die wohl so bis Istanbul geht. Völlig durchgefroren hielt ich kurz vor Trabzon an, um früh zu Mittag zu essen und mich aufzuwärmen. Ein nettes kleines Restaurant, freundliche Leute, ordentliches Essen und (schon fast wie immer) Interessierte an meinem Dieselbike brachten mich dann wieder auf Laune. Dennoch wollte ich schon in Trabzon (nach nur 200 km) übernachten. Es kam anders! Rein in die geschäftige hässliche Stadt, vor das nicht vorgebuchte Hotel gerollt, dieses gleich verworfen, und beim Nachdenken schon wieder von ein paar Dieselbike-Interssierten umringt, entschied ich mich zunächst mal die dortige byzantinische Haghia Sophia anzuschauen (aus dem 13 Jhh.):
Trabzon oder Trabezunt, an der Seidenstraße gelegen, war mal 250 Jahre lang (von ca. 1204 bis 1461) ein Kaiserreich mit einer sehr interessanten Geschichte (bitte selbst nachlesen bei Interesse). Für mehr hatte ich in der umtriebigen Stadt dann keine Lust mehr. Vielmehr habe ich mich kurz entschlossen, dem Kloster Sumela, eine Gründung aus dem 4. Jhh., einen Besuch abzustatten. 35 km bergauf, zunächst hervorragend ausgebaute Straße bis Macka, dann mit etwas engeren Windungen hinauf zum Kloster, und die letzten drei km fast nur im ersten Gang einen steilen Anstieg hoch auf rd. 1.110 m Höhe. Den Rest zu Fuß. Und das in den Wolken bzw. gefühlt im kalten Nieselregen. Aber es hat sich gelohnt:
Wie ein Adlernest, an den Fels gebaut mit vielen Zeichnungen, die leider zuhauf mit Graffiti und Einritzungen beschädigt sind, lag dieses alte Kloster, das Gemäuer überwiegend aus dem 13. Jhh. stammend, im Nebel vor mir. Beim Runterfahren habe ich trotz Kälte und Regen doch noch zweimal gehalten, um die drei folgenden Photos zu schiessen:
Es ist schon eine wildromantische schöne Landschaft. Wieder auf der Hauptstraße bei Macka und wieder im Trockenen musste ich dann eine Entscheidung treffen. Entweder wieder 30 km runter nach Trabzon und dort in der Nähe etwas zum Übernachten suchen oder rauf auf den Berg und in einem Bogen wieder zum Meer. Wieder rauf und wieder durch die Wolken war meine Entscheidung. Es war saukalt und richtig nass. Auf 1816m hoch ging es, dann durch einen Tunnel und hélas! Es regnete nicht mehr. Eine tolle (wenn auch immer noch kalte) Abfahrt stand bevor. 100km! Eine traumhafte Landschaft, an die Schweiz und an Nepal erinnernd, ging es in wunderbaren Serpentinen, an langen Stauseen vorbei bis ans Schwarze Meer zurück, an dem sich leider zu spät die Sonne wieder zeigte und einen sehr schönen Sonnenuntergang hinlegte:
Ein Saunagang, eine Nackenmassage und ein ordentlich gegrillter Fisch haben mir dann den Abend in einem Hotel direkt am Schwarzen Meer (aber mit der Schnellstraße dazwischen) den Abend versüsst. Morgen lasse ich es langsamer angehen. 400km hatte ich heute wirklich nicht vorgehabt! Bis dann, Euer Motosherpa Horst
Samsun, 11. Mai 2015 Heute mal ausgeschlafen und erst um 10:30 Uhr auf dem bike gewesen. Das Wetter zunächst sonnenklar, später wolkig und am Nachmittag an der Küste wieder sonnig, aber den ganzen Tag ziemlich frisch. Nach ca. 30 km erster kurzer Stopp für eine weitere byzantinische Kirche in Giresun, die heute als kleines Museum genutzt wird:
Und zur Abwechslung auch mal eine größere Moschee direkt an der Schnellstraße in Giresun:
Dann schickt mich mein Navi weg vom Meer in die Haselnusswelt. Durch enge, steile Serpentinen geht es relativ rasch auf bis zu 800m Höhe. Und immer wieder wundervolle Ausblicke über die Hügel bis ans Meer oder ins Gebirge (letzteres sieht man wegen der Wolken nicht so gut). Es ist faszinierend: Alle Hänge sind voll mit Haselnussbäumen. Überall hin winden sich atemberaubende Erdstraßen, immer wieder die kleinen Gehöfte, kaum größere Dörfer.
Die „Schwarzmeerhaselnuss“ versorgt den Weltmarkt zu mindestens 75 %. In normalen Jahren. Letztes Jahr fiel ein großer Teil der Ernte aus (wegen Frost und Hagel im März). Der Weltmarktpreis stieg um 60 %, aber die Bauern hatten erhebliche Einkommenseinbußen. Welche Bedeutung die Haselnuss für die Region hat, ist sehr gut in einem spannenden Zeitungsartikel aus der Berliner Zeitung vom 1.9.2014 wieder gegeben, den ich mal als Dokument verlinkt habe: haselnuss Gestern Abend traf ich übrigens im Hotel zwei Türken (Vater und Sohn), die aus der Gegend stammen (Sohn lebt in D) und beide fließend deutsch sprachen und in den Handel mit Haselnüssen einsteigen wollen. Das wird nicht einfach werden (siehe Zeitungsartikel). Wieder an der Küste ging es nach einem kurzen Stück Schnellstraße um einen Landvorsprung von Ordu nach Fatsa auf einer sehr schönen Küstenstraße mit z.Z. sehr wenig Verkehr weiter. Diese Strecke lud geradezu zu einem späten Mittagsstopp mit einem leckeren, gedünsteten Seebarsch ein:
Das einfache, nette Restaurant vertreibt auch alles Mögliche an Eingemachtem, aber für das bike sind die Gläser dann doch zu groß:
Der Tagesabschluss waren dann eher langweilige 120 km auf der Schnellstraße bis Samsun, einer 500.000 Einwohner Stadt, in der ich ein bißchen in der Altstadt in den kleinen Sträßchen mit meinem bike rumgegurkt bin. At the end of the day hatte ich wieder 400 km im Sattel verbracht. Aber es war insgesamt eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour. Übrigens nochmals vielen Dank für die blog-Kommentare und die netten emails! Bis morgen, Euer Motosherpa Horst
Doganyurt, 12. Mai 2015 Gestern Nacht schlecht geträumt. Von einem Albtraum um 08.00 Uhr wach geworden: Der Mantel des Vorderreifens hatte sich von der Felge gedreht. Aber, Glück im Unglück: ich war nicht gestürzt! Die Fahrt heute sehr abwechslungsreich. Ca. 100 km zunächst etwas weiter entfernt, dann direkt an der Küste entlang auf einer nageneuen Straße.
Anschließend: Kaffeestop in Gerze an der Spitze der Landzunge
Blick von der Cafe-Terrasse Dann auf in die Berge. Nach rund 10 km merke ich, dass mein Navi auf schnellste Strecke eingestellt war (noch vom gestrigen Spätnachmittag, als ich nicht zu spät zur Übernachtung eintreffen wollte). Gerade noch rechtzeitig!. Statt der neu ausgebauten Autobahn fuhr ich eine wunderschöne Strecke, die mich bis auf 1.300 m Höhe führte mit immer wieder herrlichen Ausblicken. Ein paar Impressionen:
Danach Abstieg zu einer rund 800 m hohen Hochebene (eher langweilig) mit viel Steinabbbau zur Herstellung von Ziegel bzw. Hohlblocks für den Bau (staubige Angelegenheit), bevor es dann rund 100 km, zunächst auf einer weiteren Hochebene von 1.100 bis 1.300m Höhe (aber mit tollen Aussichten bis in den Schnee) und dann abfallend zum Meer durch wunderschöne Wälder ging, die auch zum Holzabbau dienen. Immer wieder wurden Fotostopps nötig. Eine kleine Auswahl:
Jetzt weiss ich auch was „Höhe“ und „Pass“ auf türkisch heißen: Rakim und Gecidi!
In dieser herrlichen Gegend plötzlich ein Großprojekt in Küre, rund 40km von der Küste entfernt. Was konnte es sein? Irgendetwas mit Bergbau. Aber welcher Rohstoff? Abends im internet fand ich die Lösung: Kupfer. Es werden bis 30 Mio. Tonnen vermutet, der Abbau soll noch dieses Jahr beginnen. Hoffentlich werden wenigstens alle state of the arts-Umweltstandards beachtet. Kupferabbau ist eine Riesensauerei. Wenn da nicht die Unmengen an Wasser, die gebraucht werden, um es rauszuwaschen, ordentlich aufbereitet wird, sieht’s für die Umwelt schlecht aus. Und: hoffentlich ist genug Wasser da (davon würde ich mal ausgehen, so grün es überall rundum ist).
Ans Essen und die Übernachtung hatte ich all die Zeit nicht gedacht. Wieder auf Meereshöhe in Inebolu, einer zwar direkt am Meer gelegenen, aber keinen Charakter zeigenden Kleinstadt begann ich mir Gedanken für die Übernachtung machen. Hier wollte ich aber nicht bleiben, obwohl es zwei eher schäbige Hotels gab. Also weiter in den nächsten Ort Richtung Westen. Keine Schnellstraße mehr wie bisher die Küstenabschnitte (mit Ausnahme des gestrigen kleinen Umwegs), sondern mal unten am Meer, mal sich bis 100m hoch in die Berge windende kleine alte Küstenstraße in noch annehmbaren Zustand. Ob ich auf der Strecke was finde? Der nächste große Ort ist 160 km weit weg. Zu weit für heute. Der nächste kleine nur 30 km, für die ich eine Stunde brauche (auch wegen der Fotostopps):
In diesem angekommen, war mir klar, dass ich jetzt was finden muss. Vor einem Minisupermarkt=Restaurant stand ein Schild: Panziun! Das war die Rettung. Ein sehr hilfsbereiter Mann des Minisupermarkts bot mir einen Tee an und sagte in basic-english ich solle ein bisschen warten. Er lief dann weg und kam eine viertel Stunde wieder um mir klar zu machen, dass der Schlüssel zum Zimmer erst in 2 Stunden käme (aus Inebolu!). Das war mir zu unsicher und ich machte Anstalten, wieder zu fahren. Doch dann fand sich ein Mann, der auch noch ein Zimmer im gleichen Gebäude zu vermieten hatte: Dusche und WC auf dem Flur, mit ihm zu teilen. Ich sagte sofort zu. Um halb acht gab es auch etwas zu essen. Was will man mehr! Der Beitrag ist geschrieben und jetzt gönne ich mir bei einem Glas Wasser eine Havanna- Bis morgen, Euer Motosherpa Horst
Akcakoka, 13. Mai 2015 Noch ein Blick zurück ins Tal und auf die Panziun in Pink neben der Moschee, in der ich übernachtet hatte:
Der Tag begann nach einem kargen Frühstück im Zimmer (Obstreste und Trockenobst vom Frühstücksbüffet tags zuvor) sehr schön. Blauer Himmel, blaues Meer, kurvenreiche Straßen entlang der Küste, kein Verkehr.
Plötzlich kamen vier Reisebusse kaum besetzt mir entgegen. Wo kamen die her? Vielleicht Ausflügler von dem nächsten schönen gelegenen Ort (in dem ich auch hätte übernachten können)?:
Zeit für einen dortigen Teestopp am Meer:
Weiter ging es entlang der Küste. Die Straßen etwas breiter, weniger Schlaglöcher. Plötzlich Verwirrung im Navi. Eine neue Straße tauchte auf, ohne dass die alte noch zu sehen bzw. zu befahren wäre. Nicht weiter schlimm. Aber: Es gab kein Entkommen. Eine frisch geteerte Straße mit flüssigem Asphalt war alternativlos. Nicht nur für mich. Im weniger als Schritttempo bewegten sich alle Fahrzeuge, ich gerade so, dass ich nicht umfallen konnte. Es nützte nichts: Das Motorrad plus Gepäck plus meine Schuhe und Hose waren nach mehr als einem Kilometer auf dieser Seifenlauge total mit Teer bespritzt:
Das war das Ende der Baustelle. Vorher war die Teersuppe auf allen vier Fahrstreifen (ohne, dass man links oder rechts hätte vorbeifahren können) Was tun? Weiter fahren bis in die nächste größere Stadt, in der ich eine große Tankstelle aufsuchte ohne Hoffnung, dass dort das bike gereinigt würde. Aber man ließ sich nicht abschrecken. Zunächst musste ich vier Liter Diesel bezahlen, die reichten nicht, weitere vier Liter kamen hinzu. Damit versuchte der Reinigungsmann sein Bestes mit einer Bürste und anschließendem Schaum und zum Schluss einfach Wasser. Das Resultat nach der Dieseldusche:
Sah zunächst gut aus und ich fuhr halbwegs zufrieden weiter. Das Ganze hatte mehr als eine Stunde gedauert und ich verspürte Hunger und fand ein schönes Plätzchen am Meer:
Aber nach dem Essen sah ich die Bescherung. Es gab noch jede Menge Teer, an den er nicht rangekommen war. Und der tropfte von der Innenseite der Schutzbleche munter auf den Parkplatz und bespritzte weiterhin das Mopedd während der Fahrt. Morgen muss nochmal eine Wäsche ran. Das Dieselbike hatte heute seinem Namen wirklich alle Ehre gemacht. Wären noch Biker mitgefahren hätten wir heute Abend reichlich Stoff für Benzin- äah, Entschuldigung – Dieselgespräche gehabt (für Nicht-Biker und das sind die meisten der blog-Leser: Benzingespräche nennt man die Biker-Fachgespräche am Abend einer Tour). Nach dem späten Mittagessen ging es zunächst weiter mit schönen Meer- und Landschaftsaussichten weiter, bevor die Neuzeit mit Dreck, Industrie und verstopften Städten die Fahrt auf 20 km ungemütlich machten. Mindestens eine Stunde dauerte die Durchfahrt. Danach sah man wenigstens keine Teerspuren mehr. Das bike war total eingestaubt. Dann lohnt sich die morgige Reinigung umso mehr. Die letzten 50 km waren wieder sehr schön: Hügelige Landschaft mit zum teil kleinbäuerlicher Wirtschaft, tolle Küstenstraßen (für Fotos hatte ich keinen Bock mehr) und ein versöhnlicher Abend mit gutem Fisch und Weiswein direkt am bzw. über dem Meer verwandelten den 13. ten in einen richtig guten Tag:
Bis morgen aus Istanbul, Euer Motosherpa Horst
Istanbul, den 14. Mai Naja, eigentlich schon der 15. Mai. Ich sitze noch auf der Terrasse bei den Selzers (mit Ingrid, die wir um 23:00 Uhr am Taksin-Platz abgeholt haben) mit herrlicher Sicht auf den Bosporus. Nach dem 4. Bier habe ich jetzt keine Lust mehr für einen Blog-Beitrag, aber es reicht noch für ein Photo von der Terrasse. Alles weitere des heutigen (bzw. gestrigen Tages) geht nach dem Frühstück ins Netz. Bis morgen, sofern uns der Muezzin rechtzeitig weckt, Euer Motosherpa Horst
Istanbul, den 15. Mai Heute morgen von den Geräuschen der Schiffe, die durch den Bosporus fahren, aufgewacht. Es herrscht reger Verkehr und der Blick von der Terrasse ist schon überwältigend. Aber zurück zum gestrigen Tag. Eine kurze Etappe von nur rd. 270 km durch Felder, Wiesen und Auen und später durch schöne Wälder. Entspanntes Fahren auf verkehrsarmen Nebenstraßen. Ein paar Eindrücke: Blick zurück zum Schwarzen Meer
gradlinig!
„normale“ Landwirtschaft und kilometerlang Rohre (Wasserüberleitung?) mit drei Metern Durchmesser:
von außen…
…und von innen Und ganz ohne „Abenteuer“ geht es dann doch nicht. Eine schöne kleine Landstraße endete plötzlich in einer Baustelle – ohne Vorwarnung. Ich dachte noch, na eine neue Straße, da bist du schnell wieder auf normalen Terrain. Getäuscht. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass es sich um eine Großbaustelle für einen Staudamm handelte. Da war ich schon mitten drin. Vielleicht hat das Interesse geweckt – Erinnerungen an so manche Baustelle dieser Art in Malawi und Tansania kamen hoch – auf jeden Fall bin ich immer weiter reingefahren, über gröbsten und feinsten Schotter, einen Steilhang hoch, bis ich im Steinbruch landete, aus dem die großen trucks mit den Riesenstollenreifen kamen. Hier war Endstation. Ich musste wieder zurück. Es war so rutschig, dass ich den Motor ausstellte, der ersten Gang rein legte, und mit Kupplung kommen und gehen lassen, Schritt für Schritt mich den Hang wieder runter tastete. Das erste Mal auf der Reise war ich wirklich durchgeschwitzt!
endlich wieder Land bzw. Straße in Sicht. Geschafft! Die Strecke führte mich dann noch zweimal zum Meer, wo ich beim zweiten Mal den Mittagsstopp einlegte in Sile, nur noch 80 km von Istanbul entfernt:
Beim Mittagessen dachte ich noch, jetzt wird es bald durch endlos lange Vorstädte gehen. Weit gefehlt. Über 50 km schienen die Wälder nicht mehr aufzuhören:
und dann noch eine kleine Kuhherde direkt hinter eine Kuppe, die gleichzeitig in einer Kurve lag. Gut, dass ich mit der Dieselsommer unterwegs war und nicht mit der 1200 GS! Ich konnte rechtzeitig bremsen und sie friedlich hinter mir lassen:
Schließlich ging es doch über eine Stunde durch den asiatischen Teil Istanbuls, in den mich das Navi führte. Leider zur falschen Adresse, die es zweimal gibt in Istanbul. Ein Anruf und die Sache war geklärt. Noch eine Stunde mit Überfahrt über den Bosporus und ich war an der richtigen Adresse.
ein erster Blick über die Laderampe auf die Haghia Sophia
auf die erste Bosporusbrücke
und schließlich bei Ulrike und Thomas auf der Terrasse noch im dreckigen Dieseloutfit. Ob ich die Hose wieder sauber bekomme????? Der nächste Blog-Eintrag erfolgt nächsten Dienstag Abend, wenn ich hoffentlich in Burgas in Bulgarien angekommen bin und mich dort vom Schwarzen Meer verabschiede. Vier Tage laufen werden gut tun. Bis dahin, schönes Wochenende Euer Motosherpa Horst
Burgas, 19. Mai 2015 Wir hatten vier schöne Tage in Istanbul, nicht zuletzt dank der Gastfreundschaft von Ulrike und Thomas. Die Herberge mit dem wunderschönen Blick auf den Bosporus ist schon etwas Besonderes. Und erst die Lage der Stadt! So von Hügeln und Wässern umgeben ist wohl kaum eine andere Stadt in der Welt. Konstantinopel, Byzanz, Istanbul: Die Namen verraten die überragende Rolle, die sie über 1.500 Jahre im Mittelmeerraum und Südosteuropa gespielt hat. Hagia Sophia, Topkapi-Palast, die blaue Moschee, die Moschee von Suleyman, dem Prächtigen, die Zisternen der Basilika, Frühchristliche Kirchen, die Mosaiken, die Märkte……vier Tage sind nicht genug! Ich spare mir die vielen Fotos. Die Auswahl würde zu schwer fallen, nur zwei noch von der Terrasse der Wohnung von Ulrike und Thomas: eines bei Tag…
: und bei Nacht (mit der ersten Bosporusbrücke im Hintergrund). Was für ein Glück. Heute ist Feiertag in der Türkei: Tag der Jugend und des Sports. So kam ich ohne Verkehr (wirklich nur sehr wenige Autos auf den Straßen) aus Istanbul raus (von einigen Baustellen, die das Navi zum Arbeiten brachten, abgesehen). Nachdem sich zunächst der Himmel zuzog und der Wind über mehr als eine Stunde sehr stark pfiff, zeigte sich dann wieder die Sonne und es ging über eine sehr hügelige Landschaft, die ich gar nicht erwartet hatte, und in der sich Landwirtschaft mit sehr viel Wald abwechselten über Landstraßen Richtung Bulgarien:
Wem fällt was auf? Richtig, es fehlt Gepäck. Ingrid war so nett und hat etwa 14 Kg inkl. der gelben Ortliebtasche und des Tankrucksacks im Koffer mit nach Tunis genommen. Die Sommer-Diesel hat es mit „Erleichterung“ zur Kenntnis genommen (nur handgepumpten Espresso gibt es ab jetzt nicht mehr). An einer völlig abgewrackten Grenzstation auf einem kleinen Pass auf 650 m Höhe, an der absolut nichts los war (die Grenzer freuten sich wieder über das bike!), und über die ich nach einem sehr guten Espresso schnell hinüber war, ging es über eine fast idyllische Landstraße (das „fast“ gibt nur die Schlaglöcher wieder), an der links und rechts vor allem Macchie ähnliche Vegetation überwog, über mehr als 50 km Richtung Schwarzes Meer:
Um kurz nach 14.00 Uhr hatte ich es wieder erreicht und genehmigte mir eine Kaffeepause mit Snikkers als Mittagessen:
Von hier waren es noch etwa 80 km, die überwiegend direkt am Schwarzen Meer vorbeiführten, bis nach Burgas. Einige Bilder von der Strecke:
Bei meinem Rundgang durch Burgas hatte ich leider die Kamera vergessen. Aber es gab auch nicht wirklich etwas Bedeutendes zu sehen. Dennoch ist die Stadt ganz nett, mit einem sehr langen Sandstrand und Uferpromenade. So, und jetzt noch einen Kaffee nach dem Essen und die obligatorische Zigarre. Bis Morgen, Euer Motosherpa Horst
Troyan, 20. Mai 2015 Den Tag hatte ich mir anders vorgestellt. Zwei Wetterdienste sagten jeweils für den Start- und den Zielort „Sonnig“ und „Regenwahrscheinlichkeit: 0 %“ voraus. Völlig daneben. Nachdem mich ein Donnerschlag zum Frühstück geweckt hat, dachte ich noch, es handele sich um kurzes Wärmegewitter. Es hat auch nur kurz geregnet und nach dem Frühstück bin ich guter Dinge losgefahren. Ok, die Straßen waren noch nass und das Mopedd sah schnell nicht mehr so sauber aus, wie ich es aus Istanbul bis hierhin gefahren hatte. Nicht schlimm. Es klarte jedoch nicht auf. Im Gegenteil. Ein Regenfront zog zunächst immer schön vor mir her, die Straßen nass, aber ich von oben trocken.
Bis es dann losging. So schnell hatte ich nicht meine Regenklamotten raus und angezogen. Egal, über die nasse Hose, Schuhe und Jacke und den Fotoapparat wasserdicht weggepackt. Der schönste Streckenabschnitt ging über einen 700m hohen kleinen Pass und durch Wälder. Leider ließen die Wolken und der Regen erst gegen Ende dieses Abschnitts ein paar Ausblicke zu. Zum ersten Mal auf meiner Osteuropareise habe ich in diesem Wald ein nicht kleines „Zigeunerlager“ gesehen. Das hatte in dem Regen gar nichts Romantisches an sich. Die Leute wohnten in schlechten Zelten und im Dreck. Überhaupt hat mich die Tristesse unterwegs in den Dörfern arg an Rumänien erinnert. Wenigstens die Hunde waren friedlich. Viele Dörfer und Agrarhallen und -maschinen waren runtergekommen. Viele Dörfer schienen nur noch höchstens halb bewohnt. 30 km vor Ankunft konnte ich endlich die Regenklamotten ausziehen und meine nassen Sachen vom Fahrtwind trocknen lassen. Dabei ergaben sich trotz niedriger Wolken noch einige Ausblicke, sogar auf schneebedeckte Berge:
Schnell ins Hotel eingecheckt und noch eine kleine Tour mit dem bike zu einem 10 km entfernten alten Kloster. Die Rechnung hatte ich jedoch wieder ohne das sich schnell ändernde Wetter gemacht. Nach 3 km: Stopp. Wenigstens die Regenjacke anziehen, damit die Lederjacke sich nicht vollsaugt.Das Kloster stammt in seinem jetzigen Zustand aus den 30er Jahren des 19. Jhh. , ist aber eine viel ältere Gründung, wurde jedoch unter den Osmanen mehrfach zerstört. Es gilt als das drittgrößte Kloster in Bulgarien, ist bis auf den letzten Quadratzentimeter innen ausgemalt und dient vor allem der Bildungsarbeit (lt. wikipedia). Ich habe keine Mönche gesehen, nur Andenkenverkäufer. Ein paar Schnappschüsse vom Kloster (bulgarisch-orthodox):
So, jetzt geht’s zum Abendessen und für morgen weiss ich noch nicht, ob ich bis Skopje in Mazedonien fahre oder etwas weiter südlich die Kurve kriege Richtung Ohridsee und noch mal in Bulgarien übernachte. Morgen Abend werdet Ihr es sehen. Bis dahin, Euer Motosherpa Horst
Skopje, 21. Mai 2015 Tachostand: 7.111 km. Genau 6.000 km zurückgelegt. Ohne jegliche Probleme (abgesehen vom Unfall des Hundes in Rumänien). Wenn ich anfangs von 11.111 km beim Start gesprochen habe, so gibt das nicht die Anzeige wieder. Die war bei 1.111km (etwa 10.000 km hatte die Diesel-Sommer schon drauf – aber der Tacho wurde ausgewechselt vor dem Kauf). Kaiserwetter=Motosherpawetter=blauer Himmel in Trayon bei der Abfahrt. Und gleich einen Pass hoch auf 1.560m. Kein Verkehr und tolle Aussicht. Selbst der Hütehund der Kühe auf dem Pass war freundlich und kam mir schwanzwedelnd entgegen. Eine halbe Stunde spazieren musste sein. Die Fotos werden die reale Aussicht kaum wiedergeben können:
Nach Abfahrt auf eine langgezogene Ebene auf 500 bis 700 m Höhe folgten weitere Pässe, die bis auf 1.00 m Höhe gingen auf dem Weg zu Sofia. Auch schneebedeckte Gebirgszüge waren wieder zu sehen.
Sofia, auf rd. 550 m Höhe am Rande von ebenfalls schneebedeckten Bergen, habe ich schnell durchfahren mit einem kurzen Stopp an einer orthodoxen Kirche von 1878, die zum Gedenken an den Sieg über das osmanische Reich gebaut wurde (der „arc de triomphe“ auf dem Gipfel – siehe oben – gedenkt übrigens auch diesem Sieg):
Danach folgten traurige 30 km in Richtung Westen. Industrieruinen erinnerten mich an unseren Kubabesuch vor drei Jahren. Aber dann wurde es wieder schön mit kleinen Pässen und guten Aussichten (aber nicht bezogen auf’s Wetter):
Die Grenze zu Mazedonien, die auf auf 1.150 m Höhe liegt, habe ichschnell hinter mir gelassen. Der Wettergott hatte es sich für Mazedonien anders überlegt. Es hatte sich schon beim Anstieg angedeutet. Hinter dem Pass war die Sonne endgültig verschwunden und dunkle Regenwolken türmten sich am Horizont auf. Aber ich hatte Glück. Nur einige wenige Regentropfen kamen runter und die Blitze, die ich sah, waren weit weg. Einige Photos von der Strecke nach Skopje:
Skopje, heute Mazedonien, ehemals Jugoslawien. 1976 bin ich mit einem 16 Jahre alten Käfer hier durchgefahren. Keinerlei Erinnerungen mehr. Verrückte Stadt, Party-Stadt. Auf der einen Seite des Flusses und der alten steinernen Brücke der sogenannte „Old Bazaar“ mit dutzenden Restaurants und Geschäften, sahen um 19.00 Uhr noch völlig verwahrlost, runtergekommenu und schrecklich aus. Auf der anderen Seite die Neustadt, mit modernen und neo-neo-neo-Gebäuden sowie neuzeitlichen Denkmälern ausgestattet. Nach Rückkehr und Abendessen in der Neustadt war der old bazaar ziemlich gut voll – und all das an einem Donnerstag und ohne eine nennenswerte Zahl von Touristen. Sehenswerte Gebäude halten sich in Grenzen. Ein paar Fotos von der Stadt:
Morgen fahre ich über Prizren im Kosovo nach Albanien. Bis dahin, Euer Motosherpa Horst
Kukes, 22. Mai 2015 Wo bitte schön ist Kukes? In den albanischen Bergen. Aber der Weg war weit! Gestartet in Skopje bei Regen. Also gleich die Regenklamotten über. Über eineinhalb km ging es durch einen Straßenmarkt, an dem die Leute gerade die Stände aufbauten. Mühsam das Durchkommen. Nach fünf Minuten war der Regen vorläufig vorbei. An der Grenze (nach 23 km) die Regensachen wieder ausgezogen. Die Grenze zum Kosovo war unproblematisch. Leider gilt die grüne Versicherungskarte nicht „ in nicht von Serbien kontrollierten Gebieten“ (die HUK hat Kosovo noch nicht anerkannt). 15 Euro waren fällig für 5 Stunden in Kosovo, 3 Euro die Stunde! – aber ich hätte damit auch 10 Tage durch den Kosovo fahren können). Kurz nach der Grenze ein „Willkommensgruß“ der anderen Art:
Leider fing es wieder an zu regnen und Umziehen wurde notwendig. Rauf auf den Pass auf 1560 m Höhe durch den dunklen Wald bei Regen. Null Sicht! Beim Runterfahren nahm der Regen ab und ich sah wieder etwas:
Selfie mit dem iphone (da Kamera noch Regendicht verpackt). Mit etwas besserer Sicht fuhr ich die letzten 10 km durch eine Schlucht ähnlich der „Gorges du Tarn“ in Südfrankreich. In Prizren wollte ich mir eigentlich einige Sachen ansehen. Ich bin eine halbe Stunde durch die Stadt geirrt, ohne das alte Zentrum zu erwischen. Das ist mir noch nie passiert, dass ich dann aufgegeben habe. Wahrscheinlich hat das schlechte Wetter mir den Nerv geraubt. Also weiter Richtung Albanien. Das Wetter wurde besser und ich habe mich zum Mittagessen an der Straße der Regenklamotten entledigt:
Mit einem ordentlichen Bauernsalat mit viel Käse gestärkt war es nicht mehr weit zur albanischen Grenze auf 550 m Höhe. Die Grenzer – wie fast immer auf meiner Reise nett – ließen mich schnell durch und ich fuhr in das Land der Skipetaren von Karl May. Zunächst ging es über gut ausgebaute Serpentinen ein bisschen abwärts zu einem unwirklich schimmernden Fluss in bau/türkis:
Klar, ein Staudamm musste kommen, der das Tal versperrte:
Die Staumauer wäre ich gerne hochgefahren, aber nur Baufahrzeuge durften hoch. Also außen herum, sehr hoch bis auf 1.000 m Höhe über immer mehr Serpentinen, Seitentälern, Seitentälern und nochmal Seitentälern. Atemberaubende Ausblicke, aber auch anstrengend. Insgesamt 120 km bis zum Tagesziel Kukes. Das wichtigste: Das Wetter hielt!!!! Mit gelegentlichen Regentropfen und einem Regenbogen, der von dem Stausee über die Berge sich bog. Sehr schön! Dörfer, Leute, Hunde und Autos konnte ich bis auf die letzten Kilometer an einer Hand abzählen. Wirklich. Ich frage mich, wozu diese Straße gebaut, bzw. insgesamt in einem guten Zustand gehalten wurde bzw. wird. Ein paar mehr Photos als üblich:
In Kukes kam ich schließlich um 18:45 völlig erschöpft an. Und habe sogar eine Garage nur für mein Bike bekommen. Morgen aber wirklich nur eine kleine Tour über 170 km an den Ohridsee im Süden. Hoffentlich bleibt es trocken. Bis dahin, Euer Motosherpa Horst
Ohrid, 23. Mai 2015 Wieder in Mazedonien. Heute war ein entspannter Tag. Erst um 10:15 Uhr losgefahren. Nur 165 km lagen vor mir. Wie immer landschaftlich sehr schön. Und unerwartet über sehr gute Straßen bergauf und bergab, bevor ich in eine Hochebene in Mazedonien kam (rd. 700 m Höhe) und entlang eines Flusses (mit einer Mittagspause an einem Stausee) fuhr, bis ich um 16.00 Uhr in Ohrid ankam, Weltkulturerbe direkt am gleichnamigen See gelegen. Auf dem Weg dorthin traf ich zum ersten Mal auf meiner Tour zwei deutsche biker mit großen Maschinen, die auf einer kleineren Reise unterwegs waren. Ein kleiner Plausch am Straßenrand und Bewunderung meiner Diesel-Sommer inbegriffen. Ein paar Fotos von dem heutigen Ausflug:
Ausblick bei der Mittagspause am See:
am Fluss/Stausee entlang:
in Ohrid:
Morgen Abend verlasse ich Osteuropa von Dürres in Albanien mit der Fähre nach Bari in Apulien. Den nächsten Blogbeitrag gibt es deshalb erst am Montag Abend von Italien. Bis dahin schönes Pfingsten,
Euer Motosherpa Horst
Fähre Dürres – Bari, 25. Mai 2015
Vor dem Frühstück in Ohrid noch schnell zum Kloster St. Klement hochgelaufen. Scheint frisch renoviert, Ausgrabungen zu einer frühchristlichen Kirche noch im Gange. Innen nur ein kleiner Gebetsraum, in dem man nicht fotographieren darf und Gläubige und der Priester im Wechselspiel beten.
Ich hatte mir zu viel Zeit gelassen für den Spaziergang und das anschließende Frühstück: Das Wetterschien schlechter zu werden.
Kaum war ich gegen 10:30 Uhr losgefahren fing es an zu regnen. Zu spät angehalten, über die schon nasse Hose und Jacke die Regenklamotten drüber, nur um 5 Minuten später sie wieder auszuziehen. Nach einer kleinen Steigung und einer Kurve plötzlich wieder Sonnenschein. So blieb es dann den ganzen Tag, und Hose und Jacke trockneten schnell wieder ab.
Nach der Grenze zu Albanien Strandgefühle:
Leider keine Zeit zum Verweilen. Nach einer sehr langen staubigen Baustelle noch am Ohridsee vorbei bog die dann fertige Straße vom See ab und folgte einem ganz schönen Flusstal bis Elbasan. Hier teilte sich der weitere Weg nach Tirana: neue Autobahn und alte Straße über einen 850 hohen Pass. Die Entscheidung fiel leicht. Mit Olivenhainen durchsetzt und schon Mittelmeer andeutend ging es zum Pass, der eigentlich ein kilometerlanger Grat war mit tollen Ausblicken nach links und rechts (auch auf die neue Autobahn). Zunächst noch ein Blick auf die Ebene um Elbasan mit einem großen Stahlwerk.
Dann ging es nach Tirana runter, wo ich eigentlich einen Kaffee trinken wollte, aber außer sehr großen Plätzen kein nettes Café gefunden habe. Tirana ist am Rande von einzelnen Bergen sehr schön gelegen und wirkt sehr modern. Wie auch die Hafenstadt Dürres, in der ich gegen 17:30 Uhr ankam. In den beiden Städten muss seit Enver Hodscha eine rasante Entwicklung stattgefunden haben. Die Berge entvölkern sich, aber die Arbeitsplätze reichen in der Ebene um die Hauptstadt nicht aus. Es gibt viele Arbeitsemigranten in Italien, Frankeich und auch Deutschland.
Ich war früh im Hafen – zu früh. Ich wurde nach dem Einchecken gleich ins Fährgelände geschickt, nur um dort mehr als drei Stunden rumzustehen, bis ich nach all den Lastwagen (von denen viele leere PKW-Sattelschlepper waren, die auf der Rückfahrt aus Italien und Deutschland gebrauchte Autos – vor allem Mercedes – mitbringen) und den meisten PkWs endlich um 21:30 Uhr mit dem bike auf die Fähre rollen durfte:
Gruss von der Fähre,
Euer Motosherpa Horst
Vasto Marina, 25. Mai
Gegen 09:00 Uhr die Fähre in Bari verlassen. Kaum 6 Stunden geschlafen, war ich noch etwas müde. Der erste Stopp nach rd. 50 km in Trani. Dort steht eine sehr schöne romanische Kirche direkt am Meer. Wir hatten vor 25 Jahren in Apulien mal eine Woche Urlaub gemacht und diese Kirche ist mir nie aus dem Kopf gegangen:
Den tollen Dom in Bari, wo die Gebeine des Heiligen Nikolaus liegen, konnte ich mir aus Zeitgründen nicht noch mal ansehen.
Ansonsten waren die ersten knapp 100 km etwas nervig, da es zwar überwiegend am Meer vorbeiging, aber auch immer durch Orte (mit dem dort üblichen Verkehr).
Aber dann verließ ich die Corniche am Meer und fuhr ins Gargano. Eine wunderschöne, sehr abwechslungsreiche, bis fast auf 1000 m ansteigende Mittelgebirgslandschaft. Von Süden kommend präsentiert sich das (oder der?) Gargano zunächst sehr schroff, mit felsiger Landschaft, die über sehr steile Serpentinen erklommen werden musste.
Der östliche und nördliche Teil fällt dann langsamer wieder ab und präsentiert einen wahrhaft botanischen Garten riesigen Ausmaßes. Nicht umsonst steht fast der gesamte Gargano unter Naturschutz. So schön hatte ich ihn nicht mehr in Erinnerung.
In Vieste, einer kleinen Stadt an der äußersten nordöstlichen Spitze, wo wir seinerzeit 2 Nächte verbracht hatten, machte ich Mittagspause auf einer Terrasse mit wunderschönem Ausblick:
Anschließend wählte ch eine Tour, die zunächst nochmal ein Stück in den Gargano führte und schließlich weitgehend an der Küste (die letzten 40 km auf einer sog. Superstrada (die sehr löchrig war) bis zu meinem Übernachtungsort, den ich spontan gegen 18:30 Uhr ansteuerte und in der Marina des Ortes Vasto (wo noch nichts los ist, aber wenigsten ein Hotel aufhatte). In dem hochgelegen Zentrum der Stadt habe ich leider kein Zimmer gefunden.
Morgen fahre ich bis nach Orvieto über die Abruzzen.
Auf zur vorletzten Etappe vor Tunis!
Euer Motosherpa Horst
Orvieto, 26. Mai 2015
380 km standen heute auf dem Programm. Über und durch die Abruzzen. Das Navi zeigte mehr als 9 Stunden an. Um 09.00 Uhr brach ich auf. Das Wetter war angenehm, aber über den Abruzzen zeigten sich die ersten Wolken, als wollten sie sagen: „Fahr hier lieber nicht durch“:
Sieht aber doch ganz gut aus.
Aber nicht mehr lange. Nach zwei Umziehaktionen (zweimal raus und rein in die Regenklamotten) behielt ich sie lieber an. Das war denn auch richtig. Bis nach Orvieto! Es schüttete nicht durchgehend, der Wind trieb die Wolken herbei und verscheuchte sie wieder. Was die Sicht sehr begünstigte. Ich hatte immer wieder tolle Aussichten bei meiner Fahrt über oder eher durch die Abruzzen. Der höchste Pass lag bei rd. 1.300 m Höhe bei Castel del Monte. Ein Ort, nicht das berühmte Castel del Monte von dem Stauferkaiser Friedrich II. aus dem frühen 13. Jhh.. Das liegt weiter nördlich. Es ging aber auch durch Täler die nur rd. 150 m über dem Meeresspiegel lagen. Die folgenden Fotos geben die Landschaft und das Wetter wieder (der tolle Ort ist Castel del Monte):
Nachdem ich das Navi irgendwann auf „schnellsten Weg“ umgeschaltet hatte, kam ich dank zweier Tunnels doch „schon“ gegen 18.00 Uhr in Orvieto an. Ohne Pause (außer zwei erzwungener Kleiderwechsel)! Ich hatte gestern Nacht noch schnell ein Hotel mitten in der Altstadt gebucht, wohin mich das Navi auch durch ein Gassengewirr und einiger Durchfahrtsverbotsschilder sicher gebracht hat. Einchecken, Duschen und um 18:35 Uhr stand ich im wunderschönen Dom von Orvieto. Anschließend noch ein Rundgang durch die Altstadt (die ganze Stadt ist Altstadt auf dem Hügel!) und um 20:30 Uhr saß ich (auf Empfehlung des Hoteliers) als einziger Gast in einer guten Trattoria, wo es sehr gute selbstgemachte Pasta (Tagliatelle con funghi porcini) und einen leckeren Rinderbraten (Brazato di Manzo) mit Polenta bei einem guten Hauswein (rot) aus Orvieto gab. Das ausgezeichnete Essen fand seinen Abschluss bei einem unglaublich guten Grappa und einer Hoyo de Monterrey. Auf meinen Wunsch bestellte die Wirtin eine Flasche beim Lieferanten um kurz nach 22.00 Uhr! Morgen kann ich ihn um 10.00 Uhr bei ihr abholen! Soviel Dekadenz muss sein.
Einige Fotos von der Stadt, die nicht so rausgeputzt wie viele toskanische Städte ist, aber sehr viel Charakter zeigt:
Morgen früh kann ich entspannt nach Civitavecchia fahren, das nur rund 100 km entfernt ist. Hoffentlich regnet es nicht.
Da ich morgen Abend auf der Fähre bin, kommt mein nächster Beitrag erst von Tunis aus.
Bis dahin,
Euer Motosherpa Horst
Civitavecchia (Fähre), 27. Mai 2014
Heute morgen in Orvieto noch einen Rundgang gemacht und Schinken für Tunis eingekauft (und den Grappa nicht vergessen). Ich bin erst um 10:30 Uhr bei schönem Wetter losgefahren und habe einen kleinen Umweg über Bolsena und den gleichnamigen Lago gemacht. Ausschließlich über wenig befahrenen Nebenstraßen durch schöne, hügelige Landschaft mit Feldern, Wiesen ,Weiden, Olivenhainen und kleinen Wäldern (aber keine Weinberge gesehen?) Zuerst noch einen Blick zurück auf Orvieto:
Lago di Bolsena und schöne Blümchenwiese mit Olivenhain:
Diesmal hatte ich den Wetterbericht vorher studiert. Für Civitavecchia war um die Mittagszeit ein Gewitter mit hoher Regenwahrscheinlichkeit vorhergesagt worden. Und das traf auch ein. Aber wie!!! Zuerst dachte ich, ich schaffe es noch bis in den Hafen, aber rd. 10 km davor kam so etwas von einem „Gewitterhagelstarkregen“ runter, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Zunächst hatte ich noch Glück. Wegen einer Großbaustelle musste ich für ein paar km auf die Schnellstraße (die auch im Umbau war) und konnte gerade noch rechtzeitig unter einer großen Brücke Schutz suchen, unter die sich auch ein anderer biker, der schon völlig nass war sowie ein großes Wohnmobil aus Dortmund gesellten. Eine halbe Stunde hagelte und schüttete es wie verrückt. Ein kleiner Bach drohte mein bike wegzuschwemmen (stark übertrieben). Selbst unter der breiten Brücke bin ich wegen des Windes ziemlich nass geworden.
Es braut sich was zusammen. Noch ist es harmlos:
Jetzt muss ich unter die Brücke:
Es wird schon mehr…
Es wird voller unter der Brücke….
Mopedd droht unter zu gehen…..
Richtung Hafen klarte es sich schließlich auf. Dachte ich. Also fuhr ich los, um nach nur einer Minute unter fast wolkenlosem Himmel wieder in einen heftigen Regen zu geraten. Diesmal gab es kein Entkommen. Völlig durchnässt traf ich im Hafen ein. Der geplante Kaffeestop in der Altstadt fiel buchstäblich ins Wasser. Lange Wartezeiten bahnten sich an (die ich aber im Trocknen verbringen konnte). Die Fähre war um 14:00 Uhr noch nicht aus Tunis eingetroffen. Schließlich kam sie und ich konnte um 16:45 borden. Als erster nach den LKWs. Mit der planmäßigen Abfahrt um 17:00 Uhr wird es natürlich nichts. Schließlich legt die Fähre um 18:30 ab.
In der Kabine angekommen, Zeit um rauszugucken und zum Trocknen:
Und natürlich zum blog schreiben (ins Netz zusammen mit den Fotos erst Morgen in Tunis).
Es ist 18:00 Uhr und wir liegen noch im Hafen. Einige wenige Autos warten noch auf’s Borden, und das Wetter hat sich noch nicht wesentlich verbessert. Eine „Rägehälle“ (wie die Schwaben sagen – d.h. Regenhelle) macht noch kein schönes Wetter.
Aber gegen Südwesten scheint es besser zu werden:
Das verspricht (hoffentlich) eine ruhige Fahrt.
Ich gehe nochmals in den Laderaum und schaue, ob das bike ordentlich verzurrt ist. Ist es nicht:
Es steht auf dem Hauptständer und wackelt trotz vierfacher Befestigung.
Ich diskutiere mit dem netten Filippino (auch in Dürres waren es Filippinos, die den Laderaum beherrschten) in Englisch, wie man ein bike festzurrt: Auf den Seitenständer muss das bike (habe ich von Andreas auf der Fähre im Schwarzen Meer gelernt) und dann vierfach verzurren. Der Filippino macht es sogleich und vertraut mir dann an, dass es sein erstes bike sei, das er verzurrt habe. Er wolle noch ein Foto machen, weil ihm das bike so gut gefalle und er dann nicht mehr vergäße, wie man ein bike verzurrt. So sieht es jetzt aus:
Sehr schlecht zu Abend gegessen. Aber der Sonnenuntergang hat alle Unbill des Tages vergessen lassen. Seht selbst:
Die Uhr schon mal um eine Stunde zurück gestellt hoffe ich lange schlafen zu können, um für die letzten 15 km bis zu unserem Haus in La Marsa (Vorort von Tunis) gerüstet zu sein (vorher werden leider die Grenzformalitäten noch einige Zeit in Anspruch nehmen)
Bis dann,
Euer Motosherpa Horst
La Marsa, 28. Mai 2015
Die Schiffspassage war ruhig. Ich habe sehr gut und lange geschlafen und die Fähre kam sogar pünktlich um 14:00 Uhr an.
Für Euch noch einige Fotos von der Fähre auf La Marsa und Sidi Bou Said:
Rechts von dem abfallenden Hügel liegt La Marsa. Wir wohnen da, wo der Hügel fast bis auf das Meer abgefallen ist. Ziemlich weit rechts kann man den Stadtstrand von La Marsa sehen (oder erahnen). Von uns aus sind es 6 Minuten zu Fuss dorthin.
Hier sieht man Sidi Bou Said:
Der Ort liegt oben auf und an dem Hügel auf der La Marsa abgeneigten Seite. Er ist bei uns bekannt vor allem wegen des Gemäldes von August Macke, der 1914 zusammen mit Paul Klee und Louis Moilliet die berühmte Tunisreise unternommen hatte. Es zeigt das Café des Nappes, das heute noch so wie vor 101 Jahren aussieht und zu dem ich manchmal zu einem Thé à la Menthe oder Café spazieren gehe.
Und noch zwei Helmselfies vom Schiff:
Ein Malheur musste noch buchstäblich in der letzten Minute passieren. Vor dem Runterrollen von der Fähre hatte ich vergessen, den Seitenständer einzuklappen und bin prompt irgendwo hängen geblieben. Zunächst nichts passiert, er klappte wieder ein. Als ich aber bei der letzten Passkontrolle (ich glaube, es war die fünfte) das Mopedd nochmals abstellen wollte, machte es knacks und der Ständer lag vor dem Zollbeamten, der ihn freundlicherweise aufhob und mir gab. Ich konnte die Maschine gerade noch halten, bevor sie auf dem Boden lag. Gott sei Dank gibt es ja noch den Hauptständer. Ich schaute mir das Malheur an: Glatter Bruch. Ich hängte noch die Rückholfeder aus, verstaute beide Teile und fuhr davon. Die Beschreibung der Prozedur von der ersten Passkontrolle bis zu letzten erspare ich mir. Sie hat, obwohl ich als erster vom Schiff runter kam, rd. eine Stunde gedauert.
Noch 17 km bis La Marsa.
Geschafft! Nach 7.930 km (Tacho: 9.041) wie geplant pünktlich und heile in La Marsa angekommen.
Ich schreibe morgen noch einmal einen Beitrag, der eine Art Résumé werden soll. Danach ist erstmal Sendepause, da die Tour eigentlich vorbei ist. Der Rest ist „Pflichtprogramm“ und geht am 16. Juni mit der Fähre nach Genua weiter, von dort über Les Vans (mit dann 9 tägigem Rennradprogramm) und ab 28.06. von dort nach Frankfurt. Ankunft ist für den 1.7.2015 geplant.
Bis morgen,
Euer Motosherpa Horst
La Marsa, 29.Mai 2015
Liebe Fangemeinde,
ein Résumé der Reise ist mir ein Bedürfnis:
Wie meist, wenn man zurückblickt, scheint die Zeit sehr schnell vorbeigegangen zu sein. Fünf Wochen waren zu wenig. Zu wenig, um mehr von Land und Leute zu erfahren. Die fehlenden Sprachkenntnisse für alle Länder in Osteuropa, Georgien und in der Türkei waren ebenfalls ein großes Manko. Dennoch:
ES WAR EINE GROSSARTIGE TOUR!
Ich bin froh, dass ich den Blog begonnen und regelmäßig fortgeführt habe. Ich habe in meinem Leben nie Tagebuch geführt. Dieser Blog wird mir eine lebenslange Erinnerung an die Tour sichern.
Meine Hoffnung: Dass sich die Leute, die ihn verfolgt haben, nie gelangweilt haben. Sicher ist fast alles für Nicht Mitgereiste trivial. Es war keine Selbsterfahrungstour, der blog keine persönlichen Tagebucheinträge. Ich wollte einfach meine Tour festhalten und dessen Ergebnisse meinen Freunden und den Nichtbekannten mitteilen. Ganz einfach Reiseeindrücke festhalten. Es ist auch kein blog für Motorradfans. Eher für meine Familie und meine Freunde. Ich habe mich jedoch sehr gefreut über die Blogbeiträge der Sommer-Diesel-Gemeinde, denen Jochen Sommer (danke! – und Schande über mich, dass ich es nicht selbst gemacht habe) die blog-Adresse weitergeleitet hat. Allen, die Beiträge geliefert haben oder mir emails geschickt haben ganz herzlichen Dank. Ich fühlte mich nie alleingelassen.
Dennoch einige Erfahrungen, Bemerkungen, Eindrücke, die vor allem Motorradfreunde interessieren dürften:
Ich bin froh, dass ich diese Reise mit einem „langsamen“ Motorrad gemacht habe. Die ersten Erfahrungen dieser Art hatte ich ja 2006 und 2007 in Nepal und Indien mit einer Royal Enfield gemacht. Damals war dies mein erstes Motorrad überhaupt, und es gab keine Alternativen in Nepal. Als ich dann im Sommer 2007 von Nepal nach Deutschland zurückkam, dachte ich, man bräuchte ein großes, PS-starkes bike für den Verkehr in Deutschland und fing mit einer Motoguzzi California an. Es hat auch immer Spass gemacht mit den großen Maschinen, die ich hatte. Nach 8 Jahren Touren mit großen bikes in Europa, die allesamt Spaß gemacht haben (es ist ja schon geil mit 110 PS in knapp 5 Sekunden von Null auf hundert zu kommen, mal eben 200 Sachen auf der Autobahn zu fahren oder in den Serpentinen der Alpen mal auf kurzer Strecke ein holländische Wohnmobil zu überholen – all das geht mit der Diesel-Sommer nicht), aber auch immer volle Konzentration erforderten, ohne einen Blick auf die Landschaften riskieren zu können (außer bei einem Halt), war es jetzt wunderschön, durch die Gegend zu tuckern und dabei noch die Landschaft genießen zu können. Das geht natürlich nur dann, wenn es wenig Verkehr gibt, was ja fast überall und in 95 % der Zeit, die ich auf dem Bock“ saß, der Fall war.
Alleine reisen! Das war das größte Wagnis. Nicht nur wegen möglicher Probleme oder gar Unfälle – nein. Kriegt man nicht den Koller? Diese Frage muss jede/r für sich entscheiden bzw. beantworten. Mir hat das nicht nur nichts ausgemacht, sondern ich habe es auch (zumindest für diese begrenzte Zeit) genossen (sicher das falsche Wort). Ich bin kein lonesome rider, schätze Gesellschaft und bin, glaube ich, ziemlich kommunikativ. Die fehlenden Sprachkenntnisse – ok – , aber ganz alleine ohne Diskussionen entscheiden zu können, wo es hingeht, wo und wie ich übernachten werde, wo ich essen gehe, was ich mir anschaue, wann es morgens los geht, war für diese Reise mit den täglichen Entfernungen genau das Richtige für mich. Mit einer Gruppe hätte ich dieses Pensum nicht bewältigen können in dieser Zeit, die ja leider zu knapp war, um mehr zu sehen oder länger an einem Ort verweilen zu können (mit den schönen Ausnahmen Odessa und Istanbul).
In Zeiten des Internets und von facebook ist man ja nie allein. Gott sei Dank. Der fast tägliche Kontakt zu Ingrid und in geringeren Abständen zu unseren Kindern hat natürlich auch dazu beigetragen, dass ich nicht vereinsamt bin. Und Eure aufmunternden emails!
Es war kein Abenteuer. Dafür sind auch alle osteuropäischen Länder inzwischen so gut (und teilweise – was den freien internet-Zugang betrifft – auch besser) mit Infrastruktur ausgestattet und auch so dicht besiedelt (mit Ausnahme der albanischen Berge – da war ich froh, dass ich keine Panne hatte), dass ich im Zweifel immer Hilfe erhalten hätte.
Der absolute Garant dieser problemlosen Reise war das Motorrad. Immer zuverlässig (Elektronik konnte nicht kaputt gehen – es gibt ja keine). Und das Navi. Ohne dieses tolle Programm von Garmin mit der möglichen Voreinstellung „kurvige Straßen“ hätte ich nicht so viele schöne Nebenstraßen erkunden können, ganz einfach wegen der Zeit, die das ständige Orientieren mit Karten (die ich sicherheitshalber dabei, aber so gut wie nie genutzt hatte) erfordert. Und die Hotelsuche in der Altstadt von Orvieto hätte alleine sicher eine Stunde gedauert.
Dass ich zu viel Gepäck dabei hatte, darüber habe ich ja berichtet. Weniger ist mehr: Die Devise stimmt fast immer. Dreimal überlegen, was wirklich notwendig ist und was man/frau unbedingt dabei haben will.
Die Übernachtungsform muss jede/r für sich selbst finden. Zeit, Vorliebe und Geldbeutel befinden darüber, wofür man/frau sich entscheidet.
Die Jahreszeit: Obwohl ich mich in der Geographie auf unserem Planeten ganz gut auskenne, bin ich in der irrigen Annahme losgereist, ich fahre nach Süden (wahrscheinlich weil Tunis das Ziel war). Es ging aber stetig nach Osten und es war noch kein Sommer. Ich bin nicht erfroren und es war nie so schlimm, wie ich manchmal vielleicht geschrieben habe. Einen Monat später ist diese Tour sicher noch mehr zu genießen (geht aber bei mir nicht wegen meines festen Termins zum Rennradfahren Mitte Juni in Südfrankreich). Ich habe nur sehr wenig Motorradfahrer gesehen oder getroffen.
Wer immer eine solche Reise plant (und ein solches Zeitbudget hat oder gar noch ein größeres), dem rate ich: „Plane nicht zu viel“. Ich habe es getan, viele Stunden lang – auch in die technische Umsetzung gesteckt, wie z. B. Kartenausschnitte als roadmap kopiert und laminiert – habe ich alle nicht gebraucht – dank des Garmin – und alle unterwegs weggeschmissen. Natürlich muss die Gesamtroute grob abgesteckt werden und die Sachen, die man/frau unbedingt sehen oder befahren will, festgehalten werden. Aber sonst: Carpe diem, genieße den Tag. Jeden Tag abends kurz überlegen, wo ich morgen hinwill und das nach Wetterlage, Lust und Laune festhalten. Und wenn was dazwischen kommt, man/frau schlecht geschlafen hat oder morgens einem der Sinn nach etwas anderem steht: Dann flexibel umgestalten. Für meinen Reisestil fand ich es hilfreich und bequem, meist am Vorabend das Hotel für die nächste Nacht zu buchen. Bei Ankunft ist man/frau meistens müde und hat keinen Nerv für eine lästige Suche. Birgt natürlich das Risiko, dass man aus irgendeinem Grund nicht ankommt und das Übernachtungsgeld futsch ist.
So, das war’s im Wesentlichen. Bis zum 1.7.2015 wird es noch ein paar Einträge geben (vom 16.6. bis 18.6. und vom 28.6. bis zum 1.7. (dazwischen fahre ich Rennrad in der Ardèche und in den Cevennen). Dann will ich wieder in Frankfurt sein.
Nochmals vielen Dank für Euer Interesse und Kommentare.
Euer Motosherpa Horst
Tunis, 16. Juni 2015
Heute Abend um 18:00 Uhr geht’s vom Hafen La Goulette (Tunis) weiter Richtung Genua. In Tunesien habe ich das Motorrad nur zur Tankstelle bewegt. Ich brauchte für Hände, Finger und Geist mal 2 Wochen Pause. Außerdem war es mir zu warm. Da bot sich das Meer eher an als der Motorradsattel!
Ein Blick zurück muss sein:
Der Seitenständer ist wieder dran. Nachdem ich das Gegenstück vom Splint befreit hatte, nahm unser freundlicher Gärtner beide Teile mit zu einem Schlosser, der sie verschweißte, so dass ich ihn wieder dran montieren konnte. Das war die geringste Arbeit. Die endgültige „Befreiung“ von türkischem Teer erforderte einen ganzen Tag Arbeit. Zwei Fotos von meiner Reinigungsaktion (beide Schutzbleche mussten runter) will ich Euch nicht vorenthalten:
Vorher:
Nachher:
Eine ganz schöne Sauerei!
Von den Schrauben ist auch keine übrig geblieben nach Einbau der Schutzbleche!
Jetzt freue ich mich auf Frankreich, die Cevennen und meine Rennradfreunde, die mir, der ich völlig untrainiert bin, dieses Jahr alle davon fahren werden. Die ersten Tage werden eine „Tour der Leiden“ werden. Aber vorher geht es ja noch für 2 Tage mit der Diesel-Sommer durch schöne Landschaften in Italien und Südfrankreich.
Bis morgen Abend aus Genua,
Euer Motosherpa Horst
Genua, 17. Juni 2015
Jetzt sind es schon 25 Jahre her, dass dieser Tag mal ein Nationalfeier- bzw. Gedenktag in Westdeutschland war!
Das Verlassen von Tunesien im Hafen La Goulette war lediglich mit 4 checks verbunden und nach rd. einer Stunde war ich gegen 17.00 Uhr auf der Fähre, die um mit 40 Minuten Verspätung um 18:40 Uhr ablegte. 24 Stunden Fährfahrt standen bevor, von der im nachhinein nichts zu berichten gibt. Ein paar Bilder von Korsika im Vorbeifahren:
Um 17:30 Uhr in Genua angekommen und gleich das vorgebuchte Hotel angesteuert. Danach noch ein Rundgang durch die Altstadt mit ein paar Bildern.
Am alten Hafen
Kirche San Lorenzo:
an der Piazza de Ferrari:
Pallazo Rosso, Palazzo Bianco und Palazzo Tursi in der Via Garibaldi:
Bis morgen in Barcelonnette,
Euer Motosherpa Horst
Barcelonnette, 18.Juni 2015
Nach sechseinhalb Stunden Fahrt bin ich gut um 19.00 Uhr hier angekommen. Unterwegs nur kurz zum Mittagessen angehalten gegen halb drei.
Morgens musste ich noch in Genua Kultur geniessen. Geniessen – na ja – es ging alles im parforce-Ritt. In drei Stunden vier Museen und eine Kirche! Nachdem ich gestern schon die palazzi in der via Garibaldi von außen gesehen hatte, musste ich sie heute morgen noch von innen besichtigen. Palazzo Rosso, Palazzo Bianco und Palazzo Tursi haben große Gemäldesammlungen aus der Renaissance und dem Barock. Van Dyck, Rubens, Memling, Tiziano, Caravaggio, Strozzi, de Ferrari und viele mehr galt es zu bewundern. Und noch die Kathedrale San Lorenzo von innen. Alles sehr sehenswert, nur zu wenig Zeit. Und dann entdeckte ich noch eine Ausstellung „Da Kirchner a Nolde – Espressionismo Tedesco“. Da musste ich dann auch noch rein. Eine wirklich sehr sehenswerte Ausstellung der Künstlergruppe „Die Brücke“, wie ich sie so noch nie gesehen hatte.
Der Besuch des Palazzo Rosso hatte noch einen schönen Nebeneffekt. Eine sehr nette und sehr dicke Museumsdame brachte mich im Aufzug auf das Dach, wo es kleines belvedere gab, von dem man einen Rundblick auf ganz Genua hatte. Ein paar Bilder hierzu:
So konnte ich erst gegen 12:30 Uhr losfahren. Nach ca. 20 km in und aus Genua raus und ein Stückchen Küste ging es dann rund 100 km durch die ligurischen Berge und Wälder. Sehr schön, und kein Verkehr:
Anschließend ging es weitere rd. 100 km durch eine hügelige Landschaft mit viel Landwirtschaft und wieder mehr Verkehr, bevor der Anstieg zum Colle della Maddalena anstand. 40 km stetig durch ein schönes Tal bergauf auf 2.000m Höhe und dann rd. 30km bergab nach Barcelonnette. Ein paar Bilder davon:
In Barcelonnette hatte ich schon einmal im September 2009 übernachtet während einer einwöchigen wunderschönen Motorradtour von Allesandria im Piemont über viele französische Seealpenpässe bis nach Monaco runter und über den Tende, den Grenzpass zwischen Italien und Frankreich, (natürlich die Schotter- bzw. Geröllpiste – nicht den Tunnel – und das ganze mit der Harley night train!) zurück nach Allesandria bei einer Woche Kaiserwetter. Wir hatten wirklich nur strahlenden Sonnenschein und kaum Verkehr die Pässe hoch und runter.
In Barcelonnette warteten in dem kleinen Hotel Cheval Blanc eine Garage auf das bike und ein Zimmer auf mich.
Ab morgen wird es ein Heimspiel für mich, da ich die Gegend zunehmend genauer kenne.
Bis dahin,
Euer Motosherpa Horst
Les Vans, 19. Juni 2015
Heute ist der Anreisetag für die Rennradler. Da die meisten noch nicht da sind, gibt mir das Zeit noch vor dem Abendessen den blog zu schreiben.
Der Tag begann bei Sonnenschein auf 1.200 m Höhe in Barcelonnette, noch etwas frisch, aber zunehmend wärmer werdend. Um 13.00 Uhr wollte ich in Nyons sein, um dort Kurt zum Mittagessen zu treffen. Das hat auf die Minute geklappt. Nyons ist ein nettes Kleinstädtchen in der Drôme-Provencal, dessen Olivenöl sehr bekannt und sehr gut ist. Deshalb musste ich unbedingt der Olivenkooperative einen Besuch abstatten. Seit wir mal in der Drôme-Gegend Rennrad gefahren sind (2009 – 2011), ist das Olivenöl von Nyons unsere Hausmarke. Es gilt als das „beste“ Olivenöl Frankreichs.
Der Weg nach Nyons führte stetig bergab, aber mit sehr gemäßigtem Gefälle, zunächst durch ein eher enges Tal mit steilen Felswänden und einem Stausee:
Irgendwann überquerte ich die Route Napoléon von Osten nach Westen und stellte mein Navi wieder auf „kurvige Strecken“ ein, da noch genug Zeit bis zum Mittagessen war. Es führte mich abseits durch gottverlassene Gegenden, ab und zu ein Bauernhof, kaum ein Dörfchen:
Nach dem Mittagessen ging es zunächst zum Olivenölgroßeinkauf, der durch Kurt’s Auto ermöglicht wurde.
Den Mont Ventoux habe ich dann ausgelassen. Vielleicht hatte ich unbewusst Angst davor, dass mich die Rennradler berghoch (bergab sowieso!) überholen würden. Diese Schande wollte ich der Diesel-Sommer nicht zumuten.
Nur noch rd. 110 km trennten mich noch von Les Vans. Bei Pont St. Esprit ging es über die Rhône und durch Wein- und Lavendelfelder:
Und hier seht Ihr die Berge der Ardèche und der Cevennen, denen meine Freunde und ich die nächsten 8 Tage auf dem Rennrad widmen werden:
So, ab morgen bleibt das motorbike für acht Tage unberührt, bevor ich dann am 28.06. in 3 bis 4 Tagen nach Frankfurt fahren werde. Zwischendrin muss ich mich an den sehr viel schmaleren Rennradsattel gewöhnen: Au (Po)Backe!
Ich wünsche mir und allen anderen bis dahin „Hals- und Beinbruch“.
Euer Motosherpa Horst
Dijon, 28. Juni 2015
Der Rennrad“urlaub“ ist vorbei. Ich habe ihn gut überstanden – im Sattel und am Berg, und das bei Temperaturen bis 34 °. Besser als erwartet: Am Po und in den Beinen. Rd. 600 km an sechs von acht Tagen bei mindestens 5.000 Höhenmetern. Zwei Fotos von unseren „Lieblingspässen“ auf 1.370 m und 1.541 m Höhe. Der Col de Meyrand und der Col de Finiels in den Cevennen:
Essen und Wein waren wieder so gut, dass ich mindestens 2 Kg zugenommen habe.
Heute morgen um 08:30 Uhr sprang das bike wie gewohnt an. 400 km lagen vor mir. Ich hatte auf dem Navi „schnellste Strecke“ bei „Autobahn vermeiden“ eingestellt. Dijon war das Ziel.
Über Aubenas und Privas (Partnerstadt von Weilburg) erreichte ich gegen 10.00 Uhr die Rhône, an der es bis Lyon entlang ging. Kurz vor Lyon besuchte ich zum ersten Mal Vienne, eine Römerstadt, an der ich ca. 70 mal in den letzten 30 Jahren vorbei fuhr. Leider reichte die Zeit nur für einen Salat und den Besuch der Kathedrale:
Während der Mittagspause war die Sommer-Diesel wieder Gegenstand der Bewunderung und Neugier. Die zwei fetten Harleys, neben denen ich geparkt hatte, hat keiner wahr genommen. Aber mein bike! Neben einigen Franzosen, die zu mir an den Tisch kamen und mich ausfragten, kam ein Engländer auf mich zu, als ich gerade das bike besteigen wollte. Einige Erläuterungen meinerseits und er schien zufrieden. Als ich dem Motor anließ, kam er nochmals auf mich zu und beleidigte grinsend das Motorrad: „ Such a fu…ing tractor“.
Das Navi führte mich dann dankenswerteweise mitten durch Lyon, in der unsere Tochter Lisa vor zwei (?) Jahren für ca. neun Monate Französisch lernte und nebenbei arbeitete und Ingrid einen Sprachkurs absolvierte. Das gab mir seinerzeit Gelegenheit zweimal nach Lyon zu fahren, eine wunderbare Stadt an Rhône und Saône, die aber auch eine schreckliche Nazivergangenheit hat (mit der Deportation von vielen Tausend Juden).
Lyon hatte ich überraschend schnell hinter mir gelassen und kam bald in den Burgund mit hügeligen Landschaften und Wein-, Mais-, und Weizenfeldern. Für die vielen romanischen Kirchen (die wir während eines sehr regenreichen Urlaubs auf einer Fahrradtour von Freiburg nach Cluny 1984 angeschaut hatten) hatte ich diesmal nur begrenzte Zeit. Durch Tournus kann ich nicht durchfahren, ohne mir die Kirche mit Krypta und Kreuzgang anzuschauen. Chalon sur Saône war der nächste Kirchenstopp, bevor ich nach Beaune reinfuhr – natürlich nicht ohne wenigsten von außen (es war schon halb sechs) mir das Hotel Dieu anzuschauen.
Um 18:30 war ich endlich in Dijon. Einen ersten Innenstadtrundgang habe ich schon hinter mir, ebenso wie das Abendessen bei einem Italiener neben den schön „Halles“. Morgen früh schaue ich mir noch ein paar Sachen genauer an, bevor ich nach Luxemburg starte, um dort Thomas zu besuchen, der diese Mal leider nicht an der Fahrradtour teilnehmen konnte). Aber schon jetzt ein paar Bilder von dem abendlichen Rundgang:
Gute Nacht und bis morgen aus Luxemburg,
Euer Motosherpa Horst
Luxemburg, 29. Juni 2015
Der vorletzte Tag meiner grand tour!
Rd. 330 km standen auf dem Programm. Nachdem ich in Dijon noch drei Kirchen von innen angeschaut hatte, fuhr ich gegen 10.00 Uhr los. Kurz nach Dijon schaltete ich das Navi auf das Kurvenprogramm um. Es führte mich durch leicht hügelige, ausgedehnte landwirtschaftliche Gegenden mit sehr vielen Getreidefeldern. Weinanbau war auf dem Weg nach Norden nicht mehr zu sehen.
Erster Kaffeestopp war in Langres gegen 12.00 Uhr. Die Festungsstadt liegt auf einem Plateau, auf dem u.a. die Seine und die Marne entspringen. Von nun an wechselten Getreideflächen mit Weidewiesen und kleinen Wäldern ab. Nach einer kurzen Mittagspause gegen 14.00 Uhr in einem unbedeutenden Ort wurde es plötzlich literarisch:
„Ein Dorf, zwei Brüder, eine Akademie, ein Preis. Geschenk der Gemeinde Nancy, Geburtsstadt von Edmond de Goncourt“
Der Ort hat also absolut nichts mit den Brüdern Goncourt zu tun, nach dessen Schaffen der berühmteste französische Literaturpreis benannt ist. Ein schöner Werbegag!
Kurze Zeit später ging es ein Stück an der Meuse entlang. Sehr romantisch:
In Toul in Lothringen, dessen Namen ich vorher noch nie gehört hatte, stand ein sehr schönes Beispiel des gotischen Flamboyantstils, die Kathedrale Saint-Etienne:
Mit dem Erreichen von Pont-à-Mousson, eigentlich sehr idyllisch an der Mosel gelegen, war das Naturprogramm weitgehend durch. Von der alten Eisenhüttenstadt (heute Sitz von Saint-Gobain) ist noch einiges zu sehen. Ich hatte das Navi inzwischen auf „schnellste Strecke“ umgeschaltet, um nicht zu spät in Luxemburg anzukommen. Über Metz und Thionville führte es mich ziemlich direkt, aber über viele Kreisel und durch viele Gewerbegebiete nach „Lëtzebuerg“.
Gegen 18:30 Uhr war ich dann bei Thomas (der leider nicht an der Fahrradtour hat teilnehmen können) und Claudine angekommen. Ein herzlicher Empfang und ein gutes Abendessen haben mich die Müdigkeit schnell verdrängen lassen.
Bis morgen, den letzten Tag meiner Tour,
Euer Motosherpa Horst
Frankfurt, 29. Juni 2015
Mein letzter „Arbeitstag“!
Um kurz nach neun verlasse ich meine Gastgeber der letzten Nacht. Ich habe mir eine Tour über die Eifel ausgesucht. Doch zunächst geht’s noch durchs schöne Luxemburg durch dunkle Täler über Larochelle nach Echternach, wo gerade keine Springprozession stattfindet.
Kurvenreich geht es weiter in die Eifel von Dorf zu Dorf, über luftige und sonnige Höhen (die entsprechend für Wind- und Sonnenenrgie sorgen) und durch enge Täler, an Maaren und Burgen vorbei und schließlich über Mosel und Rhein in Koblenz, um gegen 14:00 Uhr meine Mutter im Westerwald zu besuchen. Dort habe ich leider meine Kamera liegen lassen, so dass dieser Blogbeitrag zunächst ohne Bilder bleibt (füge ich später noch hinzu).
Und hier sind sie:
Leider erhielt ich bei meiner Mutter einen Anruf unserer lieben Mitbewohner in unserem Haus, dass es ein Abwasserproblem gibt (Rohrverstopfung).
Also rauf auf’s bike, so schnell es ging durch Westerwald und Taunus „geheizt“ (haha) und um 19.15 Uhr in Frankfurt angekommen. Ich habe es alleine nicht geschafft, das Fallrohr frei zu bekommen. Der Rohrreinigungsdienst musste ran. Um 22.30 Uhr war es geschafft. Ich auch!
Noch ein Glas Bier mit den Mitbewohnern, die paar Zeilen in die Maschine gehauen und jetzt ruft das Bett.
Sobald ich die Kamera wieder habe bringe ich meinen blog zu Ende.
Es gibt immer eine Nachspielzeit!!
Bis dann,
Euer Motosherpa Horst
Frankfurt, 12. Juli 2015-07-12
Verlängerung:
Gestern habe ich bei meiner Mutter im Westerwald die dort vergessene Kamera geholt. Wenn Ihr einen Tag zurückblättert, seht Ihr noch einige Fotos von der Eifel.
So, die Tour war ja am 30.6. beendet, der Blogbeitrag endet heute. Nicht ohne noch einige Statistiken dranzuhängen (für die biker, die mal eine ähnliche Tour machen wollen).
Tagesetappen mit Zwischenzielen und km-Angabe
Übernachtungsorte mit Hotelangabe (diese sind einfach über booking.com zu finden)
Spritkosten
und hier der link (die excel-Datei hat vier Arbeitsblätter):
und nachfolgend noch links zu den Karten der einzelnen Tagesabschnitte:
Tag1-Frankfurt-Erfurt Tag2-Erfurt-Prag Tag3-Prag-Ostrava Tag4-Ostrava-Kosice Tag5-Kosice-Sighetu Marmatiei Tag6-Sighetu Marmatiei-Sighisoara Tag7-Sighisoara-Sibiu Tag8-rund um Sibiu Tag9-Sibiu-Ruse Tag10-Ruse-Constanta Tag11-Constanta-Izmail Tag12-Izmail-Odessa Tag14-Odessa-Illichivs’k Tag18-Batumi-Espiye Tag19-Espiye-Samsun Tag20-Samsun-Doganyurt Tag21-Doganyurt-Agcakoka Tag22-Agcakoka-Istanbul Tag27-Istanbul-Burgas Tag28-Burgas-Troyan Tag29-Troyan-Skopje Tag30-Skopje-Kukes Tag31-Kukes-Ohrid Tag32-Ohrid-Durres Tag33-Bari-Vasto Tag34-Vasto-Orvieto Tag35-Orvieto-Civtavecchia Tag39-Genua-Barcelonnette Tag40-Barcelonnette-Les Vans Tag41-Rund um Les Vans Tag42-Les Vans-Dijon Tag43-Dijon-Luxemburg Tag44-Luxemburg.Frankfurt
Die in den Karten angegeben km entsprechen nicht ganz den tatsächlich gefahrenen km (die Karten wurden auf falk.de vor und nach der Tour erstellt, die tatsächlichen km entsprechen dem Tachostand).
Nochmals vielen Dank an alle, die mich auf der Tour begleitet haben. Wer noch Fragen hat, Interesse an einer ähnlichen Tour etc.: Ihr könnt mich jederzeit anmailen und ich werde versuchen Eure Fragen zu beanworten. Ich freue mich, von Euch zu hören.
Meine email-Adresse:
Tschüss und weiterhin einen schönen Sommer, wo immer Ihr seid.
Euer Motosherpa Horst
Super Tour, super Blog!
Bist ja ziemlich viel beregnet worden, aber der Spass schaut schon überall durch, den dir das gemacht hat. Und toll, dass es keinen Unfall gab … so nen wilden Hund gibts ja auch in der Ardeche schon mal und dort geht er dann an die nackten Waden.
Bis bald
Dietmar
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Lieber Horst,
es hat große Freude gemacht, Bewunderung ausgelöst und den Horizont erweitert, Dir auf Deiner Reise zu folgen. Auch Erinnerungen wurden wach, so z.B. meine Radtour mit Jutta von Térmoli um den Gargano via (u.a.) das traumhaft schöne Trani (wo sie zweimal Opfer von Taschenraub wurde, davon der zweite erfolgreich – vor dem Dom!!) und Castel del Monte nach Lecce vor 33 Jahren…. Ich denke, der Rest auf die Fähre und mit Ihr hat auch geklappt, so dass Du in wenigen Stunden in Tunis bist. Vielleicht sind ja die Kommentare Deiner Freunde eine Verstärkung des Ansporns – so es eines dessen bedarf – , die nächste Tour planerisch in Angriff zu nehmen…
A bientôt, Bernd
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Lieber Horst, habe lange gebraucht, um endlich mal Deinen Blog aufzumachen – dafür bekam ich nun gegen Ende Mai die janze super story en bloc geliefert. Und was für ne Erzählung, Mann !!
Dass Du ein cooler Weltenbummler bist, das wusste ich längst von den Gesprächen bei Bernard in der Ardèche, doch dass Du auch ein veritabler Reise-Schriftsteller bist, war mir nicht bewusst ! Der kennt sich aus bei den Metamorphosen von Ovid, ist versiert im bürokratischen Zoll-Prozedere der Ukraine und weiß, wie man Teer von der Maschine spült. Da ist alles drin in Deinem blog – von bürgerlicher Baedeker-Kultur-Schreibe mit Kirchen und Canetti’s geretteter Zunge bis zu hin zu schönen Anekdoten in Kneipen und auf Fähren.
Gratuliere dem Autor und Fotografen. Ich wär viel zu bequem und ängstlich für solch eine heikle und harte Tour.
An einem Bergdorf in den Abruzzen, wo es auch bei Dir kalt war (Castel del Monte) kamen bei mir jedoch Erinnerungen hoch an jüngere, abenteuerlustigere Jahre: Da war ich (schätz es war 1998) mit einer Schweizer SAC-Gruppe mal zwei Nächte auf einer Tourenski-Expedition im Campo del Imperatore. Da ist ein Hochtal so einsam wie Tibet, wo die Nazis mal mit Fallschirmjägern den Duce gekapert haben, als er Frieden mit den Allierten machte (1943 ).
Wir haben damals bitterlich gefroren in diesem windigen Ort. Seitdem weiß ich, dass Italien nicht nur ein Oliven- und Limonen-Land ist.
Bis bald an einem wärmeren Ort ! Konrad
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Hallo Horst,
ich halte die Daumen für die letzten Kilometer, für dein Moped und dich, ihr schafft das.
Eine tolle Tour hast du da gemacht, chapeau.
Dann bis bald im Kloster, habe meinen Göppel gerade entrostet.
Bien à toi, Michael
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Hallo Horst,
seih froh, dass Du Dich in Georgien für die Abkürzung entlang der schwarzmeerküste entschieden hast. Land und Leute wären es auf jeden Fall Wert gewesen Zeit in Georgien zu verbringen aber der Zustand der Strasse von Batumi an die Pässe hätte Dich verzweifeln lassen. Wir haben für die knapp 160 Km über 2 Tage gebraucht und diese „Piste“ zählt mit Sicherheit zu den schlechtesten gelben Strassen, die wir jemals gefahren sind (neben der Strecke nach Ushguli).
Dir geht’s hoffentlich gut und wir hören und oder sehen,
LG Anke & Andreas
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Lieber Horst,
Du bist ein echter Weltenbummler! Grosse Klasse wie Du das alles machst und ausserdem noch die Energie hast, Deine Eindrücke aufzuschreiben. Ich beneide Dich und wünsche Dir weiterhin viel Glück.
Thomas
PS: wir freuen uns auf Deinen Besuch im Juni.
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